Roboter können keine Moral ZEIT 18.6.20
künstliche Intelligenz
"[...] Voll automatisierte Robo-Cars werden als die Zukunft angesehen. Folglich sollen Ethiker sich Gedanken darüber machen, wie voll automatisiert fahrende Autos in einer Dilemma-Situation entscheiden sollen, wenn sich der Tod von Menschen nicht verhindern lässt. Wer soll überleben und wer überfahren werden? Kinder oder Rentner? Hunde, Kranke, Straffällige?
Dass das Grundgesetz mit seiner Definition der Menschenwürde solche Überlegungen schon im Ansatz nicht zulässt, hat die deutsche Automobilindustrie bislang zu keinem klaren Bekenntnis gegen ein solches Aufrechnen von Lebenswert genötigt. So steht zu befürchten, dass auch bei uns daran gearbeitet wird, Autos "ethisch" zu programmieren. Da diese Ethik, wie gezeigt, keine ist und zudem dem Grundgesetz widerspricht, müssten sämtliche Ethiker in Deutschland hier laut aufschreien. Stattdessen sitzen in Kommissionen (neben Ausnahmen) hinreichend Fachleute, die leiser kaum sein könnten. Und das, obwohl das zukünftige "autonome" Fahren in unseren Großstädten nicht nur den Lebenswert von Menschen verrechnen soll, sondern auch jeden Verkehrsteilnehmer uneingeschränkt überwachen wird. Robo-Cars in den Innenstädten sind vielleicht die Lösung für unsere Verkehrsprobleme. Viel wahrscheinlicher sind sie nicht einmal das. In jedem Fall aber gehen sie einher mit einem Verstoß gegen das Grundgesetz und einer drastischen Einschränkung unserer Freiheit. Wer das will, will nicht nur einen anderen Verkehr – er will einen anderen Staat."
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