Donnerstag, 30. August 2018

Facebook-"Freunde"

Daniel Hillig ist niedergestochen worden.
Ein Facebook-"Freund" twittwert: "Daniel war keiner von euch! Er hat Nationalismus, Rassismus und Faschismus IMMER aufs deutlichste abgelehnt und bekämpft. Dass gerade die, die ihm sein Leben schwer gemacht haben, jetzt seinen Tod heuchlerisch dazu benutzen, um Bürgerkrieg ähnliche Zustände zu erzeugen, ist unerträglich!"
Andere Facebook-"Freunde" teilen ein Plakat in Runenschrift: "Ruhe in Frieden Daniel Hillig. Der Tag wird kommen wo jeder das ernten wird, was er verdient hat!"
(Zitate übernommen aus: ZEIT Nr. 36/2018 30.8.18 "Regiert der Mob?", S. 2)

Ich kann mich nicht besinnen, das Wort Frieden und die Rede vom Jüngsten Gericht je so zynisch verwendet gesehen zu haben.

Die Warnungen, dass man Ungerechtigkeiten wie die weit überzogene Bezahlung von Spitzenmanagern, nicht über viele Jahre hin dulden dürfe und dass die Ungerechtigkeiten bei der "Abwicklung" der DDR sich rächen würden, waren offenbar nicht unberechtigt.
Aber nicht nachholende Gerechtigkeit - die ich mir weiterhin wünsche -, sondern ein Rückfall in nationalsozialistische Hetze ist die Folge geworden.

Zum anderen: Wie überlegt und sprachlich differenziert formuliert der eine "Freund" und wie unbedacht und gegen das Interesse des Opfers teilt der andere die Nachricht, die von "Frieden" spricht.
Wo Emotionen aufgerührt sind, ist es schwer mit differenzierten Argumentationen dagegen anzukommen. Da ist der Slogan "Keine Gewalt!" vielleicht das Einzige, was vor unbedachten Taten retten kann.
Daniel Hillig war farbig, sein Vater Kubaner. In diesem Fall wäre es vielleicht sinnvoll gewesen, diese Tatsache früh zu erwähnen. Aber das hätte wohl auch nicht geholfen, sobald die Stimmung so aufgeheizt ist und die Nationalität eines Kriegsflüchtlings Hassgefühle wachruft.
Alexander Gauland findet alles nicht schlimm, nicht einmal ein Fliegenschiss. Aber das gehört in einen größeren Zusammenhang.

6 Lehren aus Chemnitz formuliert Holger Stark, Kommentator der ZEIT. Ich bin noch nicht so weit.
Vorerst zitiere ich nur einen Satz:
"Wer randalierenden Hooligans und Neonazis die Straße überlässt, wer Unbeteiligte nicht vor Gewalttätern schützen kann, der gibt den Rechtsstaat preis." (Hervorhebung von mir)
Hier wird in schneller Formulierung eine Unfähigkeit, Gewalt zu verhindern, als eine Handlung interpretiert. 
Wohin kämen wir, wenn man bei Terrorismus ähnlich argumentierte? Dann wäre jedes Selbstmordattentat ein Beweis, dass der Rechtsstaat preisgegeben wird. 
Aber vorerst verzichte ich auf meine eigenen Lehren und gestatte mir, nicht zu wissen,
was man aus dieser Gewaltdemonstration am dringendsten lernen sollte.

Eine Formulierung von H. Stark greife ich freilich gern auf: ein "Signal gegen den Kontrollverlust der Politik", mit meinen Worten: ein erkennbares Zeichen, dass politische Entscheidungen aufgrund demokratischer Meinungsbildung getroffen werden, das braucht es unbedingt. Die Vorstellung, dass Politiker keinen Gestaltungswillen mehr haben, sondern von außen gesetzten "Sachzwängen" folgen, ist Gift für die Demokratie und Nährboden für Radikalismus und Gewalt. 

Politische Bildung in Sachsen SPON 30.8.18

Focus meint, AfD und Regierung setzten gemeinsam den Rechtsstaat unter Spannung , genauer gesagt: , Focus 3.9.18
Wikipedia:
"Seit Juni 2018 gibt er das Steingarts Morning Briefing heraus. Es ist vom Handelsblatt Morning Briefing, das Steingart in seiner Zeit als Herausgeber des Handelsblatt selbst eingeführt und aufbaut hatte, zu unterscheiden.[12] Steingarts Morning Briefing erscheint jeden Werktag per E-Mail-Verteiler und ist auf seiner Website hinterlegt.[4] Zudem erscheint es gelegentlich als Gastbeitrag bei Focus Online.[5]
Der Starttermin wurde medial begleitet und Steingart mit den Worten zitiert: "Ich lasse Sie nicht mehr alleine aufwachen."[13][14]
Steingarts Morning Briefing wird häufig von anderen Medien aufgegriffen und zitiert.[15][16][17][18] Auch von unterschiedlichen Medienpersönlichkeiten wird es erwähnt.[19][20]
Seit August 2018 gibt es Steingarts Morning Briefing als Podcast, erweitert um Interviews zu den Themen der jeweiligen Ausgabe." (Steingarts Morning Briefing)

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