Samstag, 23. Dezember 2017

Alkoholismus

"[...] Eigentlich waren wir eine Vorzeigefamilie. Meine Eltern hatten beide gute Jobs, ein Haus mit riesigem Garten, zwei Töchter mit prima Schulnoten. Und meine Kindheit war toll. Haustiere, Reitunterricht, lange Sommerurlaube – meine Mutter hat alles für uns getan. Für dieses perfekte Bild hat sie geschuftet wie eine Geisteskranke. Sie hat sich völlig verausgabt, um zu funktionieren. Nur dass sie irgendwann nicht mehr abschalten konnte. Noch heute verfluche ich die Apothekerin im Dorf, die meiner Mutter Apfelwein gegen den hohen Blutdruck empfohlen hat.
Seit 1968 gilt Alkoholismus als anerkannte Krankheit. Ich weiß das. Trotzdem begreife ich es nicht. Muss nicht die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind viel stärker sein als die Anziehungskraft einer Weinflasche? Was ist das für eine beschissene Krankheit, die Familien zerstört und menschliche Beziehungen zersetzt? [...]" (Lisa Wolff: Sucht, ZEIT 47/2017 16.11.17)

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