"Digitale Bildung ist ein Thema, das gerade viel umtreibt. Immer lesenswert sind Maik Riecken, Lehrer und Medienbildungsexperte am Niedersächsischen Institut für schulische Qualitätsentwicklung, der kürzliche über seine Erfahrungen mit Digitaliem schrieb, Andreas Kalt, der differenziert über Turbo-Digitalisierung schreibt, und Dejan Mihajlovic, der "zeitgemäße Bildung" statt "digitale Bildung" als Begriff vorschlägt."
und seine Thesen zur digitalen Bildung:
"(1) Ein Pflichtfach Informatik ist nötig. Ich glaube nicht, dass das besonders viel mit digitaler Bildung zu tun hat, sicher nur wenig mit digitalem Lernen, aber viel mit zeitgemäßer Bildung. Wer nichts von Informatik versteht, versteht die Welt schlechter.
(2) Lehrer, die privat nur minimal mit einem Computer arbeiten, werden auch in der Schule nie groß mit digitalen Mitteln arbeiten. "Minimal" heißt: Erstellen von Arbeitsblättern und Prüfungen mit MS Word, und einmal pro Woche E-Mail, dazu WhatsApp mit Freunden oder Kindern. Wie man daran etwas ändert, weiß ich nicht. Mit dem Alter hat das jedenfalls wenig zu tun.
(3) Veränderungen müssen von oben kommen. Und: Schulen brauchen eigene Systembetreuer, und zwar keine Lehrer.
(4) Schulbücher müssen digital werden. Mit oder ohne Schulbuchverlage, das wird sich zeigen.
(5) Natürlich gibt es ganz tolles Material zum Selberlernen im Web. Das Problem ist nur, dass Schülerinnen und Schüler häufig nicht das lernen wollen, was sie gerade lernen sollen. (Das Fernziel, dann ganz auf nicht-individuelle Lehrpläne zu verzichten, interessiert mich im Moment gar nicht.) Den meisten Schülern und Schülerinnen reicht das, was sie in der Schule kriegen. Und wer das in der Schule nicht versteht, der wird auch mit Material im Web nicht besser zurecht kommen. Deswegen halte ich Bildungsmaterial, das sich unmittelbar an Schülerinnen und Schüler wendet, für nicht sehr ergiebig. Aus Büchern konnte man immer schon etwas lernen, wenn man wollte; ich glaube nicht, dass das mit Videos so viel besser gehen wird.
(6) Schüler und Schülerinnen müssten mehr Verantwortung für ihr Lernen übernehmen. Im Moment sind die Lehrer dafür verantwortlich und werden dafür verantwortlich gemacht. Hausaufgaben gibt es immer weniger, also auch weniger eigene Arbeit; Facharbeiten werden immer kleinschrittiger betreut, selbstständige benotete Aufsätze zu Hause wurden abgeschafft; Anwesenheiten immer penibler überwacht - wobei häufiges Blaumachen dann doch wenig Konsequenzen hat."
(Hervorhebungen von mir)
Zur Ergänzung
Klaus Zierer: Ohne gute Lehrer hilft das beste Tablet nichts WiWo 16.5.17
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