Pforta, d. 20.I. 21.
Liebe Eltern!
Ich habe keine Lust, etwas anderes zu
machen, da werde ich gleich wieder schreiben. Das Paket habe ich
gestern früh bekommen. Für den Inhalt bin ich sehr empfänglich,
das ist klar. Besonders habe ich mich über Mutters Brief gefreut. Da
hat man doch wenigstens einmal etwas zu lesen und vor allem: man weiß
nicht gleich vorher, was darin steht, wie es bei den Zetteln doch
ist.
Um gleich am Ende anzufangen: Wann ich
komme, kann ich absolut noch nicht sagen. Abitur ist diese Woche noch
nicht. Gott sei Dank, daß ich während der Geierwoche nicht Wochen-
u. Schlafsaalinspektor zu spielen brauche; sonst wären ja
dreiviertel vom Morgen futsch. Gestern abend war schon ein Rummel auf
Schlafsaal! Ich glaube, wenn es noch schlimmer so wird, steigt uns der
Rektor einmal auf den Kopf. Heute morgen ratzten wir natürlich
sämtlich durch. Es gab auch wieder einen längeren Krach; aber
belangen tut der Geier ja kaum, da ist es ja nicht so schlimm. Aber
"revenons
à nos moutons" d.h. "um auf die besagten Hammeln
zurückzukommen". Also zunächst ist das Abitur noch nicht. Zum
Schriftlichen wie zum Mündlichen muß ich selbstverständlich da
sein. Ende Februar kommt außerdem der Stengel auf Woche, den kann
ich doch in der letzten Woche nicht treulos verlassen. Im Februar muß
es doch wohl sein, sonst bekommt Master Hering den Anzug nicht bis
Ostern fertig (im übrigen höre ich, am 1. März sollen die
Fahrpreise wieder um 100% erhöht werden.) Also bliebe Mitte Februar.
Es wäre vielleicht der 13. oder 20. Februar zu denken. Ihr könnt es
ja Herrn Höring einstweilen sagen. [...] Das neue Oberhemd habe ich
noch nicht ausprobiert. Ich möchte es nicht ausbreiten, ehe ich es
anziehe, sonst bekomme ich es doch nicht wieder anständig zusammen.
Ich habe bisher nur festgestellt, daß die Manschetten daran halb
gesteift sind. Das ist allerdings nicht je nach mein Fall. Entwerder
richtig oder überhaupt nicht! [...]
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen