Massaker von Srebrenica (Wikipedia)
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Ich selbst habe mich, als ich von dem Massaker hörte, lange nicht damit mit diesem Massaker beschäftigen wollen. Denn ich wollte nicht über eine Schuld von Friedenstruppen der Vereinen Nationen an diesem Massaker nachdenken; denn im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt, mit dem ich mich von 1973 bis 1977 intensiv (und danach immer wieder einmal) beschäftigt hatte, hatte ich die Rolle der Friedenstruppen der Vereinten Nationen in der Suezkrise von 1956 als sehr positiv gesehen:
"Im Zuge der Suezkrise 1956 wurde mit der Noteinsatztruppe der Vereinten Nationen (UNEF) erstmals eine bewaffnete Einheit aufgestellt." (Wikipedia)
Ähnlich sah ich auch die UN-Truppen im Kongo: "Die während der Kongokrise 1960 entsandte Operation der Vereinten Nationen in Kongo (ONUC) verwendete auf Anregung von UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld erstmals die blauen Helme und die Aufschrift „UN“ auf ihren Militärfahrzeugen." (Wikipedia)
Ebenso wie Dag Hammarskjöld als Person. Und jetzt sollten die nur leicht bewaffneten niederländischen UN-Soldaten mitschuldig an dem Massaker sein, nur weil sie nicht wie die Spartaner des Leonidas in der Schlacht bei den Thermopylen (Perserkriege) bereit waren, sich von den überlegenen serbischen Truppen alle töten zu lassen?
Dazu die Wikipedia: "Gemäß der Argumentation des britischen Historikers Richard Hope Simpson traf Leonidas aus einer Vielzahl von Optionen die bestmögliche Entscheidung.[19] Er schreibt, dass im Falle eines vollständigen Rückzuges die griechischen Hopliten der persischen Kavallerie schutzlos ausgeliefert wären und wahrscheinlich hohe Verluste erleiden würden.[20] Entschiede sich die Gesamtheit des Heeres zur Verteidigung, so würde sie früher oder später durch feindliche Truppen oder Versorgungsprobleme aufgerieben.[21] Laut Simpson dürften Prestige und Ehrgefühl nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Als die Perser ihre Soldaten – laut Herodot unter Peitschenhieben[22] – zum Kämpfen anstachelten und die Griechen sich an zwei Fronten verteidigen mussten, bezwangen sie letztendlich die verbliebenen Griechen.[23] "
Angesichts der Feuerkraft der Serben und der Tausende von Bosniern, die die Blauhelme schützen sollen, war das m.E. nicht die beste Lösung.
Das von Schiller übersetzte griechische Distichon traf die Sache nicht:
„Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest
Uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl.“[3]
Schon deswegen nicht, weil es kein Gesetz gab, dass die Spartaner und die griechischen Hilfstruppen verpflichtete, sondern eine Entscheidung des Feldherrn Leonidas, der sich zu widersetzen zumindest für einen Spartaner, vermutlich aber auch für die anderen Soldaten so gut wie unmöglich war.
Heute habe ich dank Hannah Arendt eine andere Sicht auf das Problem:
Hannah Arendt argumentierte 1964 in einem Interview mit Fest - dem Sinne nach -wie folgt:
Jeder einzelne ist ohnmächtig. Macht hat man erst zusammen mit anderen. [Die Macht ist umso größer, je mehr mitmachen. Und das ist menschlich.] Deswegen will man gern mitmachen und wir sagen können. Auch Höss wie Eichmann wollten mitmachen. Sie wollten funktionieren. Höss hatte schone einen (politischen) Mord begangen. Eichmann nicht. Er wollte nicht töten. Er war der typische Funktionär. Er wollte funktionieren.
Ich ergänze: Das Milgram-Experiment hat gezeigt, dass das normal ist und dass, das sich-einem-Auftrag-zu-widersetzen die Ausnahme.
Arendt: Brecht hat darauf hingewiesen, dass es eine Versuchung gibt, gut zu sein. Eichmann wollte nicht töten, aber er hat der Versuchung, gut zu sein, widerstanden und funktioniert.
Ich: Gut sein zu wollen, ist menschlich, mit den anderen mitzumachen ist menschlich. Wenn man sich entscheiden muss ist es schwierig.
Arendt: Die Deutschen, die mitgemacht haben, haben nachher die Sptizenfunktionäre verteufelt, um zu erklären, dass sie nicht widerstehen konnten. Die Alliierten, die von den Verbrechen hörten, waren entsetzt und konnten es nicht fassen.
Nach diesen Hinweisen fällt es mir leichter, mich mit dem furchtbaren Geschehen von damals auseinanderzusetzen und mich in die Perspektive der Opfer hineinzuversetzen:
Sieh auch:
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