"[...] Es ist wichtig, zwischen „offenen Grenzen“ und „keinen Grenzen“ zu unterscheiden. Es gibt sicherlich Menschen, die sich für keine Grenzen einsetzen, aber ich glaube nicht, dass dies derzeit eine realistische Vision ist. Ich halte es für sinnvoll, dass es eine Organisationsstruktur für verschiedene politische Einheiten und Gemeinschaften gibt, innerhalb derer ein etabliertes Gemeinwesen besteht, in dem die Menschen Beiträge leisten und im Gegenzug Dienstleistungen in Anspruch nehmen können und eine Art Kultur oder Gemeinschaftsidentität entsteht. Dabei sollten Menschen diese Grenzen aber nach Belieben überschreiten können. [...]
Man könnte weiterhin verlangen, dass sich Menschen registrieren, wenn sie an einen neuen Ort ziehen. Das würde viele der Probleme mit Kriminalität entlang der Grenze lösen, insbesondere mit Schleusen und Menschenhandel. Außerdem würde es viel Geld sparen: Die Summen, die Länder heute für die Militarisierung der Grenzen, für Grenzkontrolle und die Durchsetzung der Einwanderungsgesetze ausgeben, steigen rasant. [...]
Kriege sind eine Hauptursache für Migration und so Gewalt an Grenzen.
Richtig. Ich konzentriere mich in meiner Arbeit hauptsächlich auf die Folgen oder Auswirkungen der US-Politik in Bezug auf Einwanderung, Grenzkontrollen sowie Angriffskriege und den sogenannten Krieg gegen den Terror. Eine Studie der Brown University hat untersucht, wie viele Menschen aufgrund des sogenannten Krieges gegen den Terror in einem Zeitraum von 15 bis 20 Jahren gewaltsam vertrieben wurden – mindestens 37 Millionen Menschen.
Ganz zu schweigen davon, dass allein im Irak über eine Million Zivilisten ums Leben kam, die nicht alle von Soldaten erschossen wurden, aber als direkte Folge der Invasion starben. Die enorme Migrationsbewegung aus dem Nahen Osten aufgrund dieser Kriege destabilisierte die Politik in Deutschland und vielen anderen Teilen Europas. Das hat das System, das diese Umwälzungen verursacht hat, noch verstärkt: Die Verschärfung der Grenzkontrollen verschärft diese Probleme, sie verfestigt die Einkommensunterschiede und die Ungleichheit der Rechte und treibt letztendlich noch mehr Menschen zur Flucht. [...]"
FR 22.9.25
John Washington: Öffnet die Grenzen Argumente gegen Abschottung, 2024
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