Dienstag, 16. Juni 2015

Hans Jonas im Interview zur Frage, weshalb die Menschheit sich ihren Problemen nicht stellt

Hans Jonas: "Der Geist hat ja eine ganz merkwürdige Doppelrolle gespielt. Einerseits hat er die Gefräßigkeit der Menschen ungeheuerlich erhöht. Ausgerechnet der Geist ist ja das Instrument dafür gewesen, daß wir so ungeheuer anspruchsvoll in den Bedürfnissen unserer Leiber geworden sind. Andererseits hat der Geist ein Reich der Werte geschaffen, das um seiner selbst willen gepflegt wird; wofür Menschen das Äußerste einsetzen in der Kunst, in der Erkenntnis, aber auch in der Pflege der Emotionen. [...]Man kann in abstracto einen Entwurf machen für eine Diktatur der Menschheitsretter. Aber wie stellt man sich vor, daß eine wirklich selbstlose Elite an die Macht kommen wird, daß diese selbstlos bleiben wird und in ihrer Selbstlosigkeit auch anerkannt wird? [...]Was ich mir viel eher vorstellen kann, ist das Hereinbrechen sehr schlimmer Zustände, die zu kompromißbereiten Abmachungen zwischen den ökonomischen, politischen und sozialen Machtgruppen führen; daß man sich auf einen Modus einigt, der sowohl den Menschen einigermaßen akzeptabel ist als auch der Natur. " (DER SPIEGEL 20/1992 - Hervorhebungen von Fontanefan)
Die gegenwärtigen Krisen zeigen dafür wenig überzeugende Beispiele. Insbesondere das Verhalten der EU in Flüchtlings-, Griechenland- und Ukrainekrise bieten sie nicht.
Aber in allen drei Krisen zeigen sich Ansätze zu Kompromissen.  

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