Freitag, 19. August 2022

Der Autor und seine Töchter

 Tillmann Prüfer schreibt im ZEITmagazin der Wochenzeitung DIE ZEIT eine Kolumne über seine vier Töchter im Alter von 22, 17,15 und 8 Jahren. Mag sein, er hat in Wirklichkeit zwei Söhne und einen Igel. Die Söhne hat er ins Waisenhaus gebracht (wie Rousseau) und der Igel schläft mit ihm zusammen im Bett. Aber über die Töchter schreibt er so einfühlsam und lebensecht, dass für mich in diesem Fall die Wirklichkeit gar keine Rolle spielt.

In der Ausgabe vom 18.8. 22 schreibt er diesmal über die 15-jährige Greta. die 10 Tage in einem Sommerlager war, als Betreuerin, danach so fest lange geschlafen habe, dass es einen Prinz gebraucht hätte, sie aufzuwecken.

Dann schreibt er weiter, er habe "nie große Lust verspürt, eine Jugendgruppe anzuleiten".

Wenn es auf der Welt nur Betreuer und Betreute gäbe, gehöre er gewiss zu den Betreuten. 

Er fährt fort: "Offenbar ist Greta so ein Mensch, der natürlicherweise Verantwortung übernimmt und darauf achtet, dass die Dinge funktionieren. Menschen wie ich haben großes Glück, dass es Leute wie Greta gibt. Und Greta hat Glück, dass ich nicht 40 Jahre jünger bin. Dann hätte es passieren können, dass sie mich auf einer Freizeit hätte betreuen müssen. Ich hätte sie wohl tierisch genervt."

Vor dieser spielerisch selbstkritischen Bemerkung hat er freilich angedeutet, dass die wenigsten, die über schlechtes Krisenmanagement klagen, selbst Verantwortung übernähmen. Mit seiner (fiktiven?) Selbstkritik trifft er also Nörgler, Querulanten und Querdenker. Damit aber auch die Demonstranten von Fridays for Future. Oder vielleicht doch sich selbst, weil er kein Klimaaktivist ist? Gibt es also doch nicht die Aufteilung in Betreuer und Betreute, Führer und Follower

Der 15-jährigen Greta gilt jedenfalls seine Sympathie, und die des Lesers. Oder hat er vielleicht doch eine 15-jährige Tochter, und die heißt womöglich auch Greta wie Thunberg??

Wer echten Tillman Prüfer lesen will, findet ihn hier: "Kriegt das Papa, oder kann das weg? Ein Vater und vier Töchter. Kindler, Hamburg 2019"

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