Dienstag, 1. September 2015

Ist Europa mit Flüchtlingen überfordert?

Merkel macht Flüchtlinge zur Chefsache 
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am Montag in Berlin größere Anstrengungen Deutschlands im Umgang mit der Flüchtlingskrise angekündigt. Zudem forderte sie mehr Zusammenarbeit innerhalb der EU. Endlich übernimmt Merkel die Führungsrolle in Europa, jubeln einige Kommentatoren. Andere halten ihre Einstellung zu Flüchtlingen für naiv. 


Corriere del Ticino - Schweiz
Endlich übernimmt Deutschland Führungsrolle 
Europa kann sich glücklich schätzen, dass jemand in der Flüchtlingskrise vorangeht, urteilt die liberale Tageszeitung Corriere del Ticino: "In Kriegen und Notständen zeigt sich, wer Führungskraft besitzt. Eine Mangelware in Europa. Mit einer Ausnahme: Angela Merkel. Ihre Stellungnahme in der Flüchtlingsfrage ist dazu bestimmt, die kontinentale Machtgeografie nachhaltig zu verändern. ... [...]  Wenn Deutschland eine höhere Verantwortung und die Führung nicht nur in der Wirtschaft sondern auch in strategischen Fragen übernimmt, sollte dies kein Grund zur Sorge für die europäischen Partner sein. Die Gespenster der Vergangenheit sollten ruhen." (01.09.2015) 

» zur Homepage (Corriere del Ticino)
Mehr aus der Presseschau zu den Themen » EU-Politik» Migration

Contributors.ro - Rumänien
Rumänien könnte Einwanderer gut gebrauchen 
In Rumänien haben bis Ende Juni dieses Jahres lediglich rund 700 Menschen Asyl beantragt. Das ist zu wenig, meint die Migrationsforscherin Andreia Ghimis im Blogportal Contributors: "Nach Angaben des Nationalen Statistikamts nimmt die demographische Alterung bei uns stetig zu. Zusammen mit dem Fakt, dass Rumänien weiterhin ein Auswanderungsland ist, könnte dieses Phänomen sehr negative Folgen für das rumänische Renten- und Sozialsystem haben. Wir brauchen also ausländische Arbeitskräfte (die aufgrund der niedrigen Gehälter nur schwer zu finden sind)." (31.08.2015) 

» zum ganzen Artikel (externer Link, rumänisch)
Mehr aus der Presseschau zu den Themen » EU-Politik Osteuropa» Rumänien



Magyar Nemzet - Ungarn | Montag, 31. August 2015

Huntingtons Kampf der Kulturen wird Realität, meint Károly Loránt

Europa stehen große Konflikte der aufnehmenden Gesellschaften mit den Migranten bevor, glaubt der Journalist Károly Loránt in der konservativen Tageszeitung Magyar Nemzet und fordert die Politik auf, das Buch Kampf der Kulturen des US-Politologen Samuel P. Huntington neu zu lesen: "Die Konflikte sind nicht darauf zurückzuführen, dass die Menschen der einen oder anderen Zivilisation gut oder schlecht sind oder zu der einen oder anderen Rasse gehören. Und auch nicht darauf, dass die wirtschaftlichen Interessen einander zuwiderlaufen, sondern darauf, dass die unterschiedlichen Kulturen die Welt anders wahrnehmen, was sich in absehbarer Zukunft auch nicht ändern wird. [...] Es wäre angebracht, Huntington neu zu lesen, vielleicht ist es noch nicht zu spät." (31.08.2015)

Warum die Tschechen Flüchtlinge fürchten, erklärt Petr Honzejk

Während die Flüchtlinge in Westeuropa als Menschen mit einem persönlichen Schicksal wahrgenommen werden, sind sie für die Tschechen eine graue, gesichtslose und bedrohliche Masse, konstatiert der Journalist Petr Honzejk in der wirtschaftsliberalen Hospodářské noviny: "Der Respekt gegenüber dem Einzelnen, der sich im Westen über lange Jahrzehnte herausbildete, wurde bei uns in 40 Jahren Kommunismus unterdrückt. Kein Wunder, dass wir jetzt ein Problem damit haben, den einzelnen Migranten respektvoll zu begegnen. ... Wir haben zudem die Erfahrung dunkler Mächte, gegen die jede Verteidigung zwecklos war. Die Nazis kamen aus dem Westen, die Bolschewisten aus dem Osten. Menschen im Westen haben keine solch komplexbeladene Erfahrung der Machtlosigkeit. ...." (01.09.2015)

Le Figaro - Frankreich
Merkel blauäugig gegenüber Flüchtlingen 
Die Aussage Merkels, dass Deutschland noch mehrere hunderttausend Flüchtlinge aufnehmen kann, findet die konservative Tageszeitung Le Figaro naiv: "Es mag sein, dass es in Deutschland für hunderttausende Migranten im Erwachsenenalter Beschäftigungsmöglichkeiten in der Industrie und im Dienstleistungsbereich gibt, doch in Italien, Spanien und Frankreich ist das nicht der Fall. Diese Länder sind nicht einmal dazu in der Lage, ihrer eigenen Jugend Jobs anzubieten. … Merkel scheint den Menschen ausschließlich als wirtschaftendes Wesen anzusehen. In Wahrheit ist er jedoch vor allem ein kulturelles Wesen. Warum sonst hat es in schwedischen Vorstädten [2013] Krawalle gegeben, wobei doch in diesem Land kaum Arbeitslosigkeit herrscht? Offenbar ist Europa die soziale und kulturelle Integration der muslimischen Arbeitsmigranten der sechziger Jahre und ihrer Nachkommen noch nicht vollständig gelungen. Seltsam, dass Angela Merkel sich weigert, dies festzustellen." (01.09.2015) 

» zur Homepage (Le Figaro)
Mehr aus der Presseschau zu den Themen » Migration» Integration


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen