Montag, 15. Dezember 2025

gutefrage.net

 Ein Mitglied hat auf gutefrage.net in 7 Tagen 169 Fragen gestellt. Meines Erachtens dürfte das ein Rekord sein. Wozu so etwas gut ist?

Freitag, 12. Dezember 2025

Wikimedia Foundation

 Wikimedia Foundation

Diskussionsbeiträge auf Wikipedia Kurier Diskussion:

Ich gratuliere Bernadette Meehan ganz herzlich zu ihrem neuen Posten und wünsche ihr viel Erfolg und Standfestigkeit in diesen stürmischen Zeiten.--GodeNehler (Diskussion) 19:08, 9. Dez. 2025 (CET) [...]

Als ehemalige Botschafterin ist sie doch optimal geeignet für die schwierigen diplomatischen Beziehungen zu den Communities. ;) --Magiers (Diskussion13:16, 10. Dez. 2025 (CET) [...]
Die WMF ist seit mindestens fünfzehn Jahren mit der demokratischen Partei verflochten – Verbindungen zu den Clintons etwa über Craig Minassian und Whitney Williams (siehe m:Strategy/Wikimedia movement/2017/People/Core team#Whitney Williams), ebenso bekannte langjährige Verbindungen zur Tides Foundation. Ich hab das nie für eine besonders gute Idee gehalten und mir immer gewünscht, Wikipedia könnte mehr unter die Schirmherrschaft der UN geraten, statt sich einem politischen Flügel in einem bestimmten Land – in diesem Fall den USA – anzuschließen. Aber das war wohl nie realistisch; auch, weil die USA eben mit Section 230 (“No provider or user of an interactive computer service shall be treated as the publisher or speaker of any information provided by another information content provider”; Section 230 ist in dewiki aktuell ein Redlink) die rechtlichen Voraussetzungen dafür boten, Online-Projekte wie Wikipedia überhaupt zu betreiben. Die WMF ist deswegen eben eine amerikanische und keine irgendwie international aufgestellte Stiftung.
Jetzt, wo die Republikaner in den USA weit nach rechts gerückt sind, kann man natürlich sagen: Gut, dass die WMF US-binnenpolitisch nie neutral war und somit Abstand von den Republikanern hat. Die Kehrseite ist, dass die Republikaner nun die WMF attackieren. Eine UN-Schirmherrschaft wäre vielleicht eine sicherere Heimat gewesen. --Andreas JN466 16:04, 10. Dez. 2025 (CET) [...] 
Die UN attackieren die Reps doch auch. Es gibt keine sicheren Orte jenseits von Trumps Schoß. --Marcus Cyron 20 Jahre Wikipedia 05:55, 11. Dez. 2025 (CET)
Das ist sicher richtig. Aber die Universität der Vereinten Nationen ist zum Beispiel geografisch besser verteilt.
Ist jedoch alles akademisch. Die großen Suchmaschinen und Tech-Unternehmen sind alle amerikanisch (bzw. chinesisch), und die arrangieren sich aufgrund ihrer wirtschaftlichen Interessen eben mit Trump (bzw. Xi). Und ohne Sichtbarkeit und Integration in den Produkten und Diensten der Tech-Unternehmen kann kein Projekt Bestand haben. Ein UN-basierter oder sonst irgendwie international aufgestellter Fork würde in Google heute sinken wie eine bleierne Ente und alle anderen Forks, die es bislang gegeben hat, von Enciclopedia Libre bis Justapedia. --Andreas JN466 08:53, 11. Dez. 2025 (CET)

Kritikwürdige Ehrung?

 "Angela Merkel bekommt die Staufermedaille in Gold, die höchste Auszeichnung des Landes Baden-Württemberg. Und das explizit für ihre Corona-Politik. Das ist mehr als eine Steilvorlage für Corona-Leugner.

Winfried Kretschmann und Angela Merkel verbindet seit Jahren eine fast rührende politische Vertrautheit. Man kennt sich, man schätzt sich, man lobt sich. Die letzte schwarz-grüne Bastion sozusagen. Und Kretschmann (Grüne) hat noch nie einen Hehl daraus gemacht, dass er ein großer Fan der CDU-Politikerin ist.

Doch nicht nur deshalb zeugt es von wenig Fingerspitzengefühl und Klarsicht, dass er am Dienstag der Altkanzlerin die höchste Auszeichnung des Landes Baden-Württemberg – die Staufermedaille in Gold – verleiht, ausgerechnet für ihre Corona-Politik. Die Ehrung wirkt wie ein Freundschaftsdienst und kommt zur völlig falschen Zeit.

Komplett neue Lage

Niemand stellt infrage, dass die Corona-Pandemie eine komplett neue Situation, eine komplexe zudem, für ganz Deutschland war. Und für die Politiker in Berlin ohnehin. Plötzlich musste ein ganzes Land lahmgelegt werden. Die Folgen sind bis heute zu spüren.

Nur mühsam konnte sich der Bund zur Aufarbeitung durchringen, die erst jetzt beginnt. Mehr als fünf Jahre nach dem ersten Lockdown. Seit September tagt eine Enquete-Kommission – 14 Abgeordnete, 14 externe Expertinnen und Experten. Ihr Auftrag ist breit: Wie gut funktionierte die Früherkennung? Wo versagte das Krisenmanagement? Waren Schulschließungen wirklich nötig? Und, und, und.

Kurz gesagt: Der Bund versucht endlich, Licht ins Corona-Dunkel zu bringen. Und das Ländle? Macht das glatte Gegenteil: Es schlägt ein Siegel der Unantastbarkeit auf eine Zeit, in der so vieles strittig war – und immer noch ist.

Angela Merkel und Winfried Kretschmann bei der Bundesversammlung 2022: Die beiden gehörten stets zum "Team Vorsicht" in Sachen Corona. (Quelle: IMAGO/IPON/imago)

Impfpflicht-Debatte hat Gesellschaft tief gespalten

Noch immer wird darüber gestritten, ob Schulschließungen zu früh kamen – oder zu spät, ob sie zu lange dauerten. Ob die Schäden dadurch nicht eigentlich größer waren als ihr Nutzen. Ob die Maskenpflicht konsequent oder völlig chaotisch umgesetzt wurde. Ob Lockdowns Leben schützten – oder gesellschaftliche Schäden verursachten. Oder vielleicht beides.

Insbesondere die Debatte über eine Impfpflicht hat die Gesellschaft tief gespalten. Viele fragen sich bis heute, warum Risiken und Nutzen nicht klarer erklärt wurden. Warum Druck aufgebaut wurde, bevor überhaupt ein schlüssiges Konzept existierte. Und warum ausgerechnet die Gruppen, die im Fokus standen – Pflegekräfte, junge Erwachsene, Menschen mit Vorerkrankungen – kaum in die Debatte einbezogen wurden.

Statt Orientierung gab es moralische Appelle und politische Zickzacklinien. Am Ende blieb ein Gefühl von Fremdbestimmung zurück – und ein Vertrauensverlust, der noch immer andauert. Und von dem besonders die AfD profitiert, weil sie ihn geschickt ausnutzt."

https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/innenpolitik/id_101036798/angela-merkel-fuer-corona-politik-geehrt-die-auszeichnung-ist-ein-fehler.html

Montag, 8. Dezember 2025

Missionare in Afrika

"16. Kapitel:
Als Obierka zwei Jahre später wieder nach Mbanta kam, waren in Umuofia schon seit einiger Zeit Missionare eingetroffen; aber der Hauptgrund war, dass mit ihnen auch Okonkowos ältester Sohn Nwoje gekommen war. Nwoje war die Rede über die Dreieinigkeit fremd und die Jungfrauengeburt nicht weniger. Aber ihn plagte der Gedanke, dass Zwillingsgeburten "weggeworfen" wurden und eine Frau als kinderlos galt, wenn sie wiederholt Zwillinge bekam. Noch mehr bedrückte ihn, dass sein Pflegebruder, der sein Vorbild geworden war, getötet wurde, weil die "Götter" es befohlen hatten. 

17. Kapitel:
Als die Missionare in Mbanta Land kaufen wollten, um darauf eine Kirche zu bauen, schlug Uchendu vor, ihnen einen Teil des verwünschten Waldes anzubieten, wo die Leprakranken begraben wurden. Dann könne man sehen, ob der Fluch der Götter ihnen wirklich nichts anhaben könne, wie sie es behaupteten. (S.109)
Die Dorfbewohner von Mbanta wussten, dass die Götter manchmal langmütig waren und absichtlich zuließen, dass jemand sich ihnen widersetzte; aber das dauerte höchstens sieben Marktwochen oder 28 Tage. Darüber hinaus durfte niemand gehen. Aber 7 Wochen nach dem Bau der Kirche war den Missionaren immer noch nichts geschehen. Darauf schlossen sich mehrere an, die sich zuvor davor gefürchtet hatten, was geschehen könnte. Und zwar war das Nneka, die Frau eines angesehenen Bauern. Sie hatte schon viermal Zwillinge geboren, die man fortgeworfen hatte, und ihr Mann und ihre Familie hatten das schon lange kritisch gesehen. Jetzt schloss sie sich, weil sie wieder schwanger war, den Christen an. Das regte niemanden übermäßig auf, denn man war froh, dass man sie losgeworden war. Aber als Nwoye beobachtet wurde, wie er zu den Christen ging, berichtete man das Okonkowo. Der reagierte zunächst nicht, doch als Nwoye das nächste Mal in seinen Obi (Hütte) kam, packte er ihn und fragte: "Wo warst du? Antworte mir, bevor ich dich umbringe!" Auf die Frauen schrien, sich aber nicht in den Obi trauten, kam Uchendu und sagte Okonkowo: "Bist du verrückt?" Daraufhin ließ der Nwoye los. Der ging fort und kam nie wieder. Vielmehr schloss er sich endgültig den Christen an. Das verstörte Okonkowo zutiefst. Wie konnte sich sein Sohn von den Vorfahren lossagen! (S.110-113)

18. Kapitel:
Die Christengemeinde wuchs. Das beunruhigte den Clan, aber nicht zu sehr. Zwar retteten sie weggeworfene Zwillinge, aber solange sie die nicht ins Dorf brachten, war das den Dorfbewohnern egal. Denn die Erdgöttin würde die unschuldigen Dorfbewohner nicht für die Sünden der Missionare bestrafen.
 Als die Missionare aber drohen, die Schreine der Götter zu zerstören, wurden sie ordentlich durch geprügelt. Soweit, so gut.
Dann aber stellte sich heraus, dass die Weißen nicht nur Missionare mitgebracht hatten; sondern auch eine Regierung. In Umuofia hatten sie eine Gerichtstätte eingerichtet und sogar einen Mann gehenkt, der einen Missionar getötet hatte.
Kiaga, der Missionar in Mbana, schien aber ganz harmlos zu sein, und die Leute, die zu den Christen übergegangen waren, durfte man nicht töten, weil sie ja noch zum Clan gehörten. Wer einen von ihnen getötet hätte, wäre aus dem Clan ausgestoßen worden. Ein Problem entstand, als die Christen Ausgestoßene (Osu) bei sich aufnahmen. Das ging zunächst gut, bis einer von den Osu die heilige Schlange tötete. Daraufhin wurden die Christen aus dem Clan ausgeschlossen. Ihnen wurde auch der Zugang zur Wasserstelle gesperrt, und die Frauen, die es versuchten, Wasser zu holen, ausgepeitscht. Doch als der Mann, der die Schlange getötet hatte, starb, ließ man die Christen wieder in Ruhe. Die Götter hatten den Übeltäter bestraft, und damit war der Fall erledigt. (S.114-118). 


Aber mit den Weißen und ihrer Regierung waren andere Verhältnisse eingekehrt. Die Beauftragten der Regierung wurden zwar wegen ihrer Kleidung mit grauen Hosen abschätzig Aschenmänner (Ashy-Buttocks) genannt. Aber sie wussten sich durchzusetzen.  [...]

Okonkowo fragte seinen Freund Obierika, wie es dazu kommen konnte.
Obierika: Zwar hätte man die wenigen Weißen leicht vertreiben können; aber ihre (schwarzen) Beauftragten würden dann das Militär holen und dann alle niederschießen und das Dorf in Brand setzen, wie sie es in Abame getan hatten. Die Weißen hielten sich nicht an die festen Regeln der einheimischen Bevölkerung, weil ja nicht einmal ihre Sprache verstanden, geschweige die göttlichen Gebote, und sie ließen sich bestechen. Als einer versucht hatte, das alte Recht dagegen zu verteidigen, habe er seinen Gegner schwer verletzt. Als der dann starb, hatten ihn die Häscher gleich erwischt und seine Familienangehörigen mit ihm zusammen gefangen gesetzt. Er wurde erhängt und danach seine Familienangehörigen freigelassen, doch sie trauen sich nicht, öffentlich zu erzählen, wie es ihnen im Gefängnis ergangen war.
Zunächst kamen uns die Weißen und ihre Anhänger wie Narren vor. Aber die haben die Clans zerstört und die sind auseinandergefallen. Der Weiße "has put a knife on the things that held us together and we have fallen apart." [Zitat des Titels des Romans] (S.129)

21.Kapitel (S.130ff.): 
Aber es gab viele in Umuofia, die die neue Entwicklung nicht so schrecklich fanden, denn die Weißen hätten zwar eine verrückte Religion, aber auch einen Laden gebracht, in dem man Palmöl und Korn zu hohen Preis verkaufen konnte, und es floss viel Geld nach Umuofia.
Und selbst die Religion schien etwas weniger verrückt als am Anfang. Denn der weiße Missionar hatte dagegen gepredigt, dass der bekehrte christliche Enoch die heilige Schlange, deren Kult sein Vater pflegte, getötet und gegessen hatte. Für den neuen Glauben sei es zwar keine Sünde, aber es sei nicht sinnvoll. Auch hatte der Missionar die Freundschaft einiger der wichtigsten Männer des Clans gewonnen, und die hatten ihm einen Elefantenstoßzahn geschenkt Und einer, Akunna, hatte sogar seinen Sohn zu ihm in die Schule geschickt, damit er die weißen Künste lernen könne. Akunna hat mit dem Missionar über die neue Religion gesprochen. Einig waren sie darin, dass es einen obersten Gott gab, der die Welt erschaffen hatte. Akunna nannte ihn Chukwu und meinte freilich, er habe auch die anderen Götter geschaffen, während Mister Brown meinte, die gäbe es nicht. Akunna sagte, sie, seien zwar aus Holz, aber sie seien die Stellvertreter Chukwus auf Erden. Und Mister Braun gestand ihm zu, dass es den auch für die Christen gebe, die Königin in England. Akunna sagte, so wie der Missionar im Auftrage der Königin gekommen sei, so seien die kleinen Götter auch im Auftrag. Chukwus. Wenn diese Vertreter mal etwas falsch machten, dann wendeten die Menschen sich an Chukwu, aber in den kleinen Angelegenheiten nicht. So lernte der Missionar, dass er die Religion nicht frontal angreifen dürfe, wenn er Erfolg haben wollte, und baute deshalb eine Schule und ein Hospital. Denen, die in die Schule kamen, macht er Geschenke. Und erklärte ihnen, dass, wenn sie nicht lernen, sie nicht mehr in die Verwaltung könnten, sondern dass dann die Boten der Regierung alle Fremde aus der Stadt Umuru am großen Fluss sein würden. Die Männer aus Umuofia, die genug gelernt hatten, wurden Lehrer und so 'Arbeiter im Weinberg des Herrn'. So arbeiteten Religion und Ausbildung von Anfang an Hand in Hand.
Okonkwos Sohn Nwoje ging auf die Schule in Umuru, um Lehrer zu werden, und bekam den neuen Namen Isaak. Okonkwo aber verbot ihm, wieder in sein Haus zu kommen. Der Missionar hatte sich also falsche Hoffnungen gemacht, Okonkwo  könnte von seinem Sohn bekehrt werden; aber auch Okonkwo musste feststellen, dass er keine Chancen hatte, in Umuofia wieder so eine Rolle zu spielen wie vor seinem Fortgang. So viel hat es sich inzwischen verändert, dass alle nur über das Neue sprachen und dass Okonkwos Rückkehr für sie keine Bedeutung hatte.
Okonkwo war erschüttert, dass der Clan seine Einigkeit und Stärke verloren hatte und dass er auseinanderbrechen (falling apart) würde und all die Krieger schwach wie Frauen würden.

Kapitel 22 (S.134-138):
Mister Brown wurde krank und musste heimkehren. Sein Nachfolger Mister Smith, hielt nichts von Kompromissen, wie Brown sie gemacht hatte. Er sah nur schwarz und weiß und schwarz war für ihn übel. 
In Umuofia gab es das Sprichwort: 'Wie ein Mann tanzt, so wird für ihn getrommelt.' Bei Smith bekamen die übereifrigen Anhänger Oberwasser. Und Enoch, der dem Vernehmen nach die Schlange getötet hatte, war der Übereifrigste. Als das Fest für die Erdgöttin an einem Sonntag gefeiert wurde und die Geistervorfahren mit ihren Masken wieder hervorkamen, trauten sich die Frauen nicht nach dem Gottesdienst nach Hause zu gehen. Einige der Männer kamen zu den Geistern und baten sie, sich zurückzuziehen, damit die Frauen nach Hause gehen könnten. Die Geister fingen schon damit an, als Enoch sich rühmte, sie würden nicht wagen, einen Christen anzurühren. Da kamen sie wieder und einer von ihnen gab Enoch einen schweren Schlag. Da riss Enoch ihm die Maske herunter und die anderen Geister stellten sich schützend vor ihn, damit die Frauen und Kinder ihn nicht erkennen könnten, und führten ihn fort. Enoch hatte einen Geist der Vorfahren getötet und Umuofia war in Verwirrung gestürzt.
In dieser Nacht war die Mutter der Geister überall im Clan unterwegs und klagte mit entsetzlichen Lauten, wie sie noch nie jemand gehört hatte, um ihren ermordeten Sohn. Es schien, als ob die Seele des Stammes wegen des kommenden entsetzlichen Übel klagte – über den eigenen Tod. 
Am nächsten Tag kamen all die egwugwu  von Umuofia und auch einige von benachbarten Dörfern auf den Marktplatz. Von dort zogen sie zu Enochs Hütte und zerstörten sie. Die Christen entschieden sich gegen Enoch Willen, keine gewalttätige Auseinandersetzung zu versuchen, sondern ihn in der Kirche vor Verfolgung zu schützen. Weil der Missionar den Geistern mutig entgegentrat, sagte deren Anführer, um seines Vorgängers willen, den sie geschätzt hätten, wollten sie ihm nichts tun, er dürfe weiter seinen Gott verehren, aber die Kirche müssten sie zerstören. Nach dieser Zerstörung waren die Geister des Clans beruhigt." 

Kapitel 23 (S.140-43)
Erstmals seit vielen Jahren empfand Okonkwo etwas Ähnliches wie Glück. Der Clan schien ihn wieder auf ein besseren Weg zu sein. Zwei Tage nach der Zerstörung der Kirche waren alle Männer stets bewaffnet unterwegs, weil sie nicht unvorbereitet den Weißen zum Opfer fallen wollten, wie es den Männern von Abame ergangen war. Als dann der Bezirkskommissar, der auf Reisen gewesen war, zurückkam, sprach der Missionar mit ihm, wie er es oft tat, und der Bezirkskommissar lud sechs Männer zu einem Gespräch ein. Als die von dem Angriff auf die egwgwu erzählten, bat er zwölf seiner Leute herein, und ehe sie sich versahen, waren die sechs Männer in Handschellen. Der Bezirkskommissar erklärte ihnen, für ihre Taten sei die Strafe 200 Sack Kaurimuscheln. Wenn sie das akzeptierten und es unternähmen, das im Dorf einsammeln zu lassen, würde ihnen nichts geschehen. Die sechs waren außer Stande, etwas zu sagen, sogar als sie allein waren. Kaum war der Bezirkskommissar aus dem Raum schor, der Anführer seiner Leute, den sechs die Köpfe kahl. Sie bekam nichts zu essen und nichts zu trinken und durften den Raum nicht verlassen, um ihre Notdurft zu verrichten. In der Nacht kamen die Männer des Kommissars und stießen sie mit ihren kahlen Köpfen zusammen. Dann wurden sie mit einem dicken Strick geschlagen.
Die Männer des Kommissar gingen dann ins Dorf und drohten, wenn nicht 250 Säcke Muscheln gezahlt würden, würden die sechs gehängt (die 50 Säcke hatten sie als ihre Provision hinzugefügt). In der Nacht zog der Ausrufer durchs Dorf und forderte alle Männer auf, am Morgen auf den Dorfplatz zu kommen. [...]"

Diese Kurzwiedergabe von Kapiteln aus Achebes: Things Fall Apart bietet einen kurzen Einblick in die Nachteile, die mit christlicher Mission in Afrika einhergingen. Die Vorteile, die sie auch mit sich brachten, sind nur angedeutet bei den Gründen, die ganz am Anfang dieses Textes (im 16. Kapitel des Romans) angegeben werden, wieso Nwoje sich den Christen anschloss.
Mehr von der Kurzfassung zum Roman findet man hier.

 

Streiten in der Demokratie

Werte sind das Ergebnis unserer Erfahrungen und erwachsen aus Prägungen unserer Lebenszeit. Zwar lassen sie sich auch philosophisch begründen, aber eine Letztbegründung ist nicht interkulturell möglich.  Streiten wir darüber, können wir uns gegenseitig sehr tief verletzen. Oft wenden wir uns von Menschen ab, die unsere Werte nicht teilen. Letztlich gilt: "Über Werte kann man nicht streiten." Im Wertekonflikt gibt es keine Lösung, vielmehr sind Toleranz und Akzeptanz gefragt.

Andererseits gibt es Ehrbegriffe, die schädlich sind und die Ausgangspunkte für Verbrechen gegen die Menschlichkeit sein können. (siehe Himmlers Rede vom 4.10.1943 in Posen)

Da muss man streiten, ja sogar staatlich rechtzeitig eingreifen. Das ist ein schwieriges Feld.


Dienstag, 2. Dezember 2025

Ungewöhnlich - erstmalig?

 Die Wikipedia lädt zur Wikimania 2026 in Paris ein. Der Werbefilm ist auf Englisch zu sehen und zu hören.

Samstag, 29. November 2025

KI und IT in Indien

 [...] KI ist ein Boomgeschäft. Gemessen an der Zahl der Nutzer, ist das Land schon heute der zweitgrößte Markt für die Chatbots, gleich nach den USA.

Aber an Orten wie Bangalore und den anderen indischen IT-Metropolen wie Hyderabad, Pune und Chennai wird auch über die Folgen für den Arbeitsmarkt gesprochen: Sind die neuen KI-Angebote eher eine Bedrohung als ein Versprechen? Könnten sie das automatisieren, was bisher Millionen Inder preiswert für Firmen in aller Welt erledigen: programmieren etwa und auf einfache Weise Daten verarbeiten? Indien galt lange als das "Backoffice" des Westens. Aber als Tata Consultancy Services, einer der größten Outsourcing-Anbieter, Mitte des Jahres ankündigte, 12.000 Stellen abzubauen, immerhin zwei Prozent seiner Belegschaft, wurde das gleich aufgeregt als Beginn einer ganzen Welle solcher Entlassungen gedeutet. [...]

Inzwischen, sagt der Professor, gebe es hier auch indische Unternehmen, die Radiologen beschäftigen, um die Röntgenbilder westlicher Patienten zu sichten. "Es ist nicht so, als könnte ein Highschool-Absolvent mal eben sagen, was auf solchen Röntgenaufnahmen zu sehen ist. Man braucht dafür eine entsprechende Ausbildung." Und das sei auch nur ein Beispiel. Einige Unternehmen hätten wichtige Funktionen ihrer Forschung und Entwicklung nach Indien verlagert.

Die Firmen lockt die große Zahl talentierter Arbeitskräfte

Etwa SAP: Der deutsche IT-Konzern hat im August in Bangalore einen zweiten Standort eröffnet; er ist insgesamt in sieben indischen Städten vertreten. Der Großteil der mehr als 17.000 SAP-Angestellten in Indien arbeitet in Laboren, die für Forschung und Entwicklung zuständig sind. Nirgendwo sonst außerhalb Deutschlands wird bei SAP so viel geforscht.

Die Unternehmen aus dem Westen reizen nicht mehr die geringen Gehälter, indische Fachkräfte werden heute deutlich besser bezahlt als früher. Die Firmen lockt weiterhin die große Zahl talentierter Arbeitskräfte. Vor allem aber die Binnennachfrage, denn anders als in westlichen Ländern und in China wächst die indische Bevölkerung noch spürbar. So ist es zwar auch in Afrika oder in Südamerika, aber in Indien finden sich besonders viele qualifizierte Fachkräfte. Und weil die meist jung sind, verstehen sie gut, welche Software junge Leute in anderen Schwellenländern wollen. Das reizt auch den Auktions- und Handelskonzern eBay, der vor ein paar Wochen ein Büro in der Stadt eröffnet hat. Mitarbeiter rekrutierte er direkt auf dem Campus der technischen Universität. [...]

Wie begehrt gut ausgebildete junge Inder nach wie vor bei IT-Unternehmen sind, das zeigt die Karriere von Akshay Kumar. Der 30-Jährige hat Informatik und Business Analytics studiert und war nach dem Studium mehrere Jahre bei Amazon in Bangalore angestellt, mittlerweile arbeitet er bei American Express. "Aus meinem Freundeskreis ist kaum jemand ins Ausland gegangen", erzählt er. "Die meisten hatten mehrere Jobangebote in Indien, von großen Unternehmen, national und international."

Dazu kommt, dass es weniger attraktiv geworden ist, für einen Job in die USA zu ziehen. Das liegt an der unberechenbaren Politik der Trump-Regierung. Im September hatte sie beispielsweise angekündigt, dass ein spezielles Visum für Facharbeiter aus dem Ausland, das vor allem Inder genutzt hatten, zukünftig 100.000 Dollar kosten sollte. Für Akshay Kumar kein großes Thema. Er möchte sowieso lieber in der indischen Heimat bleiben. Und wünscht sich auch mehr heimische KI-Produkte, "unsere eigene Version von ChatGPT oder DeepSeek". [...]

https://www.zeit.de/2025/50/it-industrie-indien-ki-arbeitsmarkt-unternehmen/komplettansicht

Aktiv gegen Umweltschutz

 "Jahr eins der Vergeltung

Donald Trump und ein Pipeline-Milliardär versuchen, die amerikanische Umweltbewegung zu zerstören. Das erste Opfer, dem die Pleite droht: Greenpeace USA.
[...] Gleich nach seiner Vereidigung erließ Donald Trump ein Notstandsdekret, das die Ausweitung der heimischen Produktion von Kohle, Gas und Öl zur obersten Priorität machte. So ging es dann weiter: Er gab das Schutzgebiet Alaska Arctic Wildlife Refuge für Ölkonzerne frei, erst vergangene Woche wurden neue Förderplattformen vor den Küsten Floridas und Kaliforniens genehmigt. Trump kassierte grüne Energieprogramme seines Vorgängers Joe Biden, er machte einen Fracking-Unternehmer zum Energieminister und besetzte die Umweltbehörde EPA mit Lobbyisten der fossilen Brennstoffindustrie. [...] 

Auch in den Bundesstaaten, in denen viel Öl gefördert wird, bahnte sich schon zuvor ein breiter Rachefeldzug gegen lästige Umweltschützer an, der nun auch aus dem Weißen Haus unterstützt wird. In Louisiana etwa beschlossen die Volksvertreter schon 2024, dass bestimmte Formen des zivilen Ungehorsams als "organisierte Kriminalität" geahndet werden können. Das gilt auch, wenn die Betroffenen lediglich an der Organisation eines solchen Protests beteiligt waren. Bei einer Verurteilung drohen bis zu 50 Jahre Haft mit schwerer körperlicher Arbeit und eine Geldstrafe in Höhe von einer Million Dollar. In dem Bundesstaat gelten ohnehin schon seit August 2018 harte Strafen für Personen, die sich unerlaubt in der Nähe von Pipelines aufhalten. Deshalb will hier kaum jemand offen reden. [...] 

Im Februar verurteilte ein Geschworenengericht in North Dakota – auch ein Bundesstaat, in dem Ölförderung eine der wichtigsten Branchen darstellt – Greenpeace dazu, mehr als 660 Millionen US-Dollar Schadensersatz zu zahlen, weil Greenpeace-Aktivisten sich gegenüber einem Pipeline-Betreiber des Hausfriedensbruchs, der Belästigung, Verschwörung und Verleumdung schuldig gemacht hätten. Inzwischen hat der Richter die Strafzahlung zwar halbiert, Greenpeace droht in den USA dennoch die Abwicklung, falls das Urteil Bestand hat. Die Entscheidung der Jury ist vorläufig, der Richter muss das Urteil noch bestätigen. Greenpeace erklärte, in Berufung gehen zu wollen. [...]

Wer verstehen will, wie die US-Umweltbewegung in diese Lage geraten konnte, muss wissen, wer Kelcy Warren ist. Er ist der Chef des Unternehmens Energy Transfer, das Greenpeace so erfolgreich verklagt hat. Der 70-jährige Texaner ist schon lange bekannt für seine markigen Sprüche über Umweltschützer, die sich gegen seine Pipelines stellten: Diese gehörten "aus dem Genpool" der Menschheit entfernt, sagte er einmal bei einer Veranstaltung.

Bekannt ist Warren auch für seinen guten Geschäftssinn. Nach dem Untergang des Energiekonzerns Enron 2001 hatte er dessen Pipelines für einen Spottpreis übernommen. Niemand sah damals großes Potenzial darin, aber dann brach die amerikanische Fracking-Revolution aus, eine neue und aus Umweltgesichtspunkten umstrittene Fördermethode für Öl und Gas. Sie löste einen Riesenboom in der fossilen Brennstoffindustrie aus und machte den Röhrenbesitzer Warren zum Multimilliardär. Nun baut er im ganzen Land immer mehr Pipelines, damit Gas und Öl ihren Weg zu den Kunden finden: Derzeit sind vier neue Ölhäfen im Golf von Mexiko sowie fünf Flüssiggasterminals im Bau, alle für den Export. Europa gehört inzwischen zu den größten Abnehmern von amerikanischem Flüssiggas, das per Tanker über den Atlantik geht. In Deutschland machen Importe aus den USA 90 Prozent der Flüssiggaseinfuhr aus."

"Jahr eins der Vergeltung" ZEIT 26.11.25

Sonntag, 23. November 2025

Yeats: The Second Coming

 W. B. YeatsThe Second Coming

Link zu einer Kurzinterpretation und Übersetzung von Johanna Schall

Turning and turning in the widening gyre

The falcon cannot hear the falconer;
Things fall apart; the centre cannot hold; 
Mere anarchy is loosed upon the world,
The blood-dimmed tide is loosed, and everywhere
The ceremony of innocence is drowned;
The best lack all conviction, while the worst
Are full of passionate intensity.

Surely some revelation is at hand;
Surely the Second Coming is at hand.
The Second Coming! Hardly are those words out
When a vast image out of Spiritus Mundi
Troubles my sight: somewhere in sands of the desert
A shape with lion body and the head of a man,
A gaze blank and pitiless as the sun,
Is moving its slow thighs, while all about it
Reel shadows of the indignant desert birds.
The darkness drops again; but now I know
That twenty centuries of stony sleep
Were vexed to nightmare by a rocking cradle,
And what rough beast, its hour come round at last,
Slouches towards Bethlehem to be born?

Französische Übersetzung (Google translator)

La Seconde Venue (du Christ)

Tournant et tournant dans le tourbillon qui s'élargit, le faucon n'entend plus le fauconnier ; Tout s'effondre ; le centre ne tient plus ; L'anarchie pure se déchaîne sur le monde, Le flot sanglant se déchaîne, et partout La cérémonie de l'innocence est noyée ; Les meilleurs perdent toute conviction, tandis que les pires Sont emplis d'une intense passion. Sûrement une révélation est proche ; Sûrement la Seconde Venue est proche. La Seconde Venue ! À peine ces mots prononcés, qu'une vaste image surgie du Spiritus Mundi trouble ma vue : quelque part dans les sables du désert, une forme au corps de lion et à la tête d'homme, un regard vide et impitoyable comme le soleil, remue lentement ses cuisses, tandis qu'autour d'elle, tournent les ombres indignées des oiseaux du désert. Les ténèbres retombent ; Mais maintenant je sais Que vingt siècles de sommeil de pierre

Ont été troublés jusqu'au cauchemar par un berceau qui se balance, Et quelle bête féroce, son heure enfin venue, Se traîne vers Bethléem pour y naître ?



Mali

  https://www.zeit.de/2025/49/mali-westafrika-jnim-islamischer-staat-dschihadisten ZEIT 19.11.25

"[...]Seit Ende des vergangenen Jahrzehnts ist die Sahelzone der neue Hotspot des islamistischen Terrors. Laut dem Global Terrorism Index wurden 2024 mehr als die Hälfte aller Todesopfer von Terrorismus in der Sahelzone verzeichnet, 3.885 von 7.555. Mittlerweile greifen Dschihadisten aus dem Sahel auch die Küstenstaaten am Golf von Guinea an. Ende Oktober verübte JNIM erstmals einen tödlichen Anschlag auf eine Patrouille in Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Staat Afrikas. Da die betroffenen Länder so abgeschottet sind, ist es schwierig, zu sagen, wie sich die Lage entwickeln wird. Drei Szenarien sind denkbar. Der worst case wird im Fall Mali offenbar sowohl in Washington als auch in Berlin durchgespielt.

"Islamistische Extremisten haben dieses Land an den Rand des Abgrunds gebracht", schrieb die Washington Post Mitte Oktober über Mali. Wenig später forderte die US-Regierung ihre Landsleute zur sofortigen Ausreise auf. Auch die Bundesregierung empfiehlt Deutschen seither, das Land zu verlassen. In Berlin macht man sich zumindest Gedanken über das "Kabul-Szenario": den Fall Bamakos in die Hände von JNIM.

Wahrscheinlich ist das nicht. Mouhamadou Ibrahim macht ein anderes Szenario auf: Er glaubt, die Dschihadisten wollen die Regierung zu Zugeständnissen zwingen. Ibrahim kämpfte einst selbst gegen die Regierung, er war beim Tuareg-Aufstand in Mali dabei und wurde dann im Niger führendes Mitglied einer der Terrorgruppen. Mittlerweile hat er die Gewalt hinter sich gelassen. Er glaubt nicht, dass JNIM stark genug ist, um sich mit Terror durchzusetzen. Schätzungen zufolge hat die Gruppe nur 6.000 Kämpfer. Sie sei nicht stark genug, um eine Hauptstadt einzunehmen, sagt Ibrahim in einer Sprachnachricht.

Womöglich setzen die Terroristen auf einen Gegenputsch

Mit seiner "Bewegung Nigers für Aussöhnung und Frieden" setzt er darauf, dass man einige Terroristen überzeugen kann, die Waffen niederzulegen, wenn man ihnen etwas anbietet. Für die Gruppe JNIM insgesamt gelte aber, dass ohne die Einführung der Scharia kaum Kompromisse möglich seien. "Sie wollen die Regierung zwingen, dem westlichen Lebensentwurf abzuschwören", sagt er. Das hätte schwere Folgen für große Teile der Bevölkerung, vor allem für Frauen und Mädchen. Es wäre ein Bruch mit den eher liberalen Interpretationen des Islams, die im Sahel Tradition haben.[...]"

Junta Assimi Goïta

Ursula von der Leyen

 Der eingesetzte Untersuchungsausschuss hat ihr Diensthandy angefordert, von dem aber dann alle Daten gelöscht worden waren.

https://www.lobbycontrol.de/lobbyismus-in-der-eu/berateraffaere-als-hypothek-ursula-von-der-leyen-muss-sich-nun-beweisen-65097/

Samstag, 22. November 2025

euro|topics Was ist von Putin zu erhoffen?

 

Aktuálně.cz (CZ)

Kyjiw in absurder Lage

Aktuálně.cz kommentiert:

„Der Plan ist absurd. Die Ukraine soll die Annexion der Krim anerkennen, den noch unbesetzten Teil des Donbass abtreten und einer Reduzierung ihrer Armee zustimmen. Genau das bietet der amerikanische Friedensplan Kyjiw an. Die einzige Hoffnung der Ukrainer ruht nun paradoxerweise auf Wladimir Putin, der wie immer die Masche abziehen kann: 'Mir reicht das nicht, ich will noch mehr.'“

weitere Kommentare

https://www.eurotopics.net/de/348701/ukraine-plan-kapitulation-oder-friedenssicherung? 

Freitag, 14. November 2025

Die Koalition beschließt niedrigere Steuern auf Flugtickets

 Welchen Stellenwert hat der Klimaschutz für die Regierung? Und: Milliardenkredite für den neuen Haushalt

Im Koalitionsausschuss haben sich die Regierungsparteien CDU, CSU und SPD u. a. darauf geeinigt, die Luftverkehrsteuer wieder zu senken sowie einen Industriestrompreis für energieintensive Unternehmen einzuführen. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sagte, dass die Ticketsteuer im Luftverkehr ab dem 1. Juli 2026 gesenkt werden soll. Insgesamt werde die deutsche Luftverkehrsindustrie so etwa 350 Millionen Euro weniger Steuern zahlen müssen. Die Luftverkehrsteuer war im Mai 2024 deutlich angehoben worden. 
Kritik an der Steuerrücknahme kam unter anderem von den Grünen, Greenpeace und Klimaaktivistin Luisa Neubauer. "Mal wieder beweist der Kanzler sein feines Gespür für explosive Rückwärtspolitik", sagte sie – und sprach von einem getarnten Steuergeschenk an die Flugindustrie nach der erneuten Verteuerung des Deutschlandtickets [...] 
Der Haushaltsausschuss beschloss nun eine Neuverschuldung von fast 98 Milliarden Euro. Insgesamt liegt die Schuldenhöhe damit bei etwas über 180 Milliarden Euro. " Die ZEIT 14.11.25

Rückkehr in ein Minenfeld

 

Blindgänger und Landminen in Syrien – Amers Geschichte handicap international 11.11.25


Expertin über Minen und Blindgänger in Syrien: „Das bleibt eine riesige Bedrohung für die Bevölkerung“  FR 20.01.2025,

Dienstag, 11. November 2025

LGBT und Toleranz

 LGBT ist eine verkürzte Bezeichnung für die Tatsache,  geschlechtliche Orientierung und geschlechtliche Identität nicht als einheitlicher Standard existieren. Und die gesellschaftlichen Rollen sollten auch nicht nach äußeren Geschlechtsmerkmalen festgelegt werden.  

Auch wenn in der überwiegenden Mehrzahl der Bevölkerung die körperlichen Organe und die Geschlechtsidentität zueinander passen und die Orientierung heterosexuell ist, ist in der Kombination eine vielfältige Variation möglich, die sich zum einen im Laufe des Lebens natürlich ändern kann, aber auch durch menschlichen Eingriff zu einer Anpassung von Selbstgefühl und organischer Ausbildung geführt werden kann.

Bis zur allgemeinen Anerkennung dieser Tatsache wird es noch eine Zeit brauchen. In dieser Zeit des Übergangs ist viel Toleranz gegenüber anderen Vorstellungen erforderlich. 

 Wenn man bedenkt, wie viel man einem Kind zumutet, wenn es eine andere Geschlechtsrolle einnehmen muss, als es seinem Identitätsgefühl widerspricht, sollten Gesellschaft und Eltern nicht an künstlicher Trennung festhalten. Warum sollten Menschen nicht geschlechtsneutral gekleidet sein dürfen, geschlechtsneutrale Toiletten benutzen und geschlechtsneutrale Berufswahlen treffen dürfen? Unsere Gesellschaft hat sich schon lange in diese Richtung entwickelt. Warum muss man es dann für Kinder und Jugendliche zum Problem machen, wenn ihre geschlechtliche Identität mit der organischen Ausstattung übereinstimmt. Warum sollte es nicht möglich sein, neben geschlechtsbezogenen Vornamen auch geschlechtsneutrale zu geben.

Unsere Tochter hat eine Zeit lang ihren üblichen Vornamen mit dem anderen getauscht. Das sollte doch auch mit geschlechtsneutralen funktionieren können, ohne dass dafür ein umfassendes coming out erforderlich ist. Bei gewissen Sportarten wird man wohl noch an Geschlechtertrennung festhalten wollen, auch wenn schon längst akzeptiert ist, dass je nach Sportart gewisse körperliche Merkmale Vorzüge bieten können, die allein durch verbesserte Training nicht ausgeglichen werden können.) Wo es extrem ist, kann man ja (wie jetzt z.B. beim Boxen und Gewichtheben) Gewichtsklassen und Geschlechtertrennung beibehalten. 

Freilich, Toleranz ist in den letzten Jahren seltener geworden. Auch von Seiten derer, die von der Mehrheitsgesellschaft Toleranz für sich erwarten. 

Weil gerade über die Transidentität besonders gestritten wird, möchte ich hier einen Erfahrungsbericht von Eltern mit einem sechsjährigen Kind vorstellen und schon jetzt ein Link anbieten, dass eine Menge von Informationen zu Transidentität bereithält.

Erfahrungsbericht einer Familie eines 7-jährigen trans*Mädchens aus Österreich 

Meine Tochter sagte mir, sobald sie ganze Sätze reden konnte: dass sie kein Junge, sondern ein Mädchen sei!" Mit dreieinhalb Jahren bestand sie darauf, nur im Kleidchen aus dem Haus zu gehen. Zur Tagesmutter wollte sie nicht mehr, weil die nicht damit zurechtkam, dass „Linus“ in Mädchenkleidung zu ihr kam. In den KiGa durfte sie zunächst ganz offiziell als „Lina“. Dann erkundigte sich die Leitung nachträglich bei der KiGaBehörde, und dann sollten wir doch plötzlich ein Gutachten bringen. Wir wussten nicht wohin. Schließlich fanden wir über Empfehlungen einen Psychologen, der uns mehrere hundert Euro abknöpfte dafür, dass er befand, unser Kind sei ein normaler Junge(!). 

Daraufhin weigerte sich der KiGa, das Kind weiterhin als Mädchen zu nehmen. Wir versuchten, es in der Jungenrolle hinzuschicken, doch innerhalb weniger Tage wurde unser Kind dermaßen verhaltensauffällig, dass uns nichts anderes übrigblieb, als es aus dem KiGa abzumelden. 

Der KiGa machte daraufhin eine anonyme Gefährdungsanzeige bei der Jugendwohlfahrt. In der Folgezeit hatten wir dadurch eine Menge Termine und Gespräche. Fünf Monate später hatten wir einen Termin bei einem Spezialisten in einer über 500km entfernten, großen Stadt. Von ihm erhielten wir die Diagnose Geschlechtsidentitätsstörung(GIS). Wir glaubten, unser Kind dürfe nun wieder als Mädchen in den KiGa. Fehlanzeige. Das ärztliche Attest wurde abgelehnt, da es aus dem benachbarten Deutschland stammte. Nach weiteren drei Monaten drohte uns das Jugendamt mit der Wegnahme der medizinischen Obsorge für unser Kind, wenn wir nicht einer stationären Abklärung, ob wirklich GIS vorliege, zustimmten. Zu Diesem Zeitpunkt hatte Lina noch nie woanders als zu Hause übernachtet und weinte auch fast jede Nacht nach mir, der Mama. Wir konnten uns das deshalb nicht vorstellen. Um die medizinische Obsorge für unser Kind nicht zu verlieren, stimmten wir grundsätzlich zu, erbaten uns aber ein paar Wochen Bedenk- und Vorbereitungszeit. Glücklicherweise vermittelte uns in dieser Zeit die Leiterin derjenigen Station, auf die unser Kind sonst gekommen wäre, den Kontakt zu einer Spezialistin im Inland. Nach einem Monat reisten wir in einer anderen Richtung wieder rund 500km zur erneuten Begutachtung, und ein Vierteljahr später hielten wir endlich ein positives schriftliches Gutachten von renommierter Stelle aus dem Inland in Händen, in dem die Diagnose GIS bestätigt und außerdem ausdrücklich erwähnt wurde, dass wir Eltern unser Kind nicht in die Mädchenrolle drängten. Die Jugendwohlfahrt bedauerte beim Abschiedsgespräch immer noch, dass dieses letzte Gutachten so ausgefallen sei und dass sie dies nun leider so akzeptieren müsse. Der örtliche KiGa wollte unser Kind immer noch nicht wieder aufnehmen. Erst als wirklich alle für uns erreichbaren, öffentlichen und privaten Kindergärten unserem Kind ebenfalls keinen Platz einräumen wollten, ging die Frage zurück an den örtlichen KiGA. Im letzten Jahr vor der Schule konnte unser Kind den KiGa wieder besuchen, als Mädchen. Inzwischen geht Lina zur Schule. Dass ihre Anatomie von ihrer gefühlten und gelebten Geschlechtsrolle abweicht, ist momentan kein Thema mehr für uns. Aber wir wissen natürlich, dass mit der Pubertät noch einmal eine Umbruchsphase auf uns zukommt, und dass es Lina ohne die Gabe von Hormonen nicht möglich sein wird, weiterhin so unauffällig in der weiblichen Rolle zu leben.

(Stand Mai 2016)  Quelle: trans-kinder-netz.de/