Montag, 18. März 2024

Rote Hilfe: "Mauern können uns nicht trennen"

 Ich möchte auf die Arbeit der Roten Hilfe aufmerksam machen, weil ci die Arbeit von Amnesty International für sehr wichtig halte. Die Arbeit der Roten Hilfe kenne ich zu wenig, um mir ein Urteil zu erlauben.

"Solidarität hat eine ungemeine Kraft. In der alltäglichen Antirepressionsarbeit gelingt es oft, einen gemeinsamen Umgang mit den Folgen staatlicher Kriminalisierung und Gewalt zu finden. Durch ihre Unterstützungspraxis kann die Rote Hilfe e. V.gewähren, dass im Falle von Geldstrafen keine*r im Regen stehen bleibt. Deutlich herausfordernder ist der Umgang mit Haftstrafen, da sich am Ende der gemeinsamen Vorbereitung die Knasttore hinter den Betroffenen schließen. Zwischen ihnen und der Bewegung liegen fortan schwere Mauern. Haft kann auf unterschiedliche Weise zustande kommen. Teils liegen Monate oder sogar Jahre zwischen der kriminalisierten politischen Betätigung und dem Haftantritt. Mitunter kann es auch sehr schnell gehen, beispielsweise wenn eine Festnahme aus der Aktion heraus erfolgt und Untersuchungshaft angeordnet wird. Entsprechend unterschiedlich sind die Möglichkeiten, sich mit dem bevorstehenden Szenario auseinanderzusetzen. In jedem Fall relevant sind die eigene inhaltliche Auseinandersetzung und die daraus resultierende Haltung, die sich die Betroffenen bereits vor dem Repressionsmomentum angeeignet haben und in der laufenden Auseinandersetzung ausbauen und festigen. Denn die Vorbereitung auf den Knast ist nur in nachgelagerter Weise eine technisch-organisatorische Angelegenheit. Erfahrungsgemäß macht es Sinn, die Diskussion über das politische Selbstverständnis voranzustellen. „Wofür gehe ich in den Knast“ und „was soll der Knast bezwecken“ – es sind oft die ganz elementaren Fragen, deren Antwort es sich zu vergewissern gilt. Es ist immer sinnvoll, diese kollektiv zu besprechen. Das gibt Sicherheit und Halt für die Momente alleine in der Zelle. Natürlich dürfen auch die ganz praktischen und organisatorischen Fragen nicht zu kurz kommen. Wie läuft das mit den Besuchen, der Kleidung, der medizinischen Versorgung, den Zeitungsabos, dem Essen? Dinge, die nicht im Vorhinein geklärt sind, sind um ein Vielfaches mühsamer zu klären, wenn die Kommunikation nur noch eingeschränkt möglich ist. Das betrifft insbesondere auch die Fragen der politischen Einbindung. Wie kann ich Teil der politischen Bewegung bleiben? Denn natürlich muss das Ziel sein, dass das politische Engagement nicht nach dem Haftantritt pausiert, sondern auch unter den geänderten Rahmenbedingungen fortgesetzt werden kann. Für die Antirepressionsbewegungen stellt die Solidarität über Knastmauern hinweg eine immer öfter anfallende Herausforderung dar. Nicht weniger herausfordernd ist der Umstand, dass sich zunehmend Aktivist*innen entscheiden, einen anderen Weg zu gehen, und sich einer Haftstrafe durch Untertauchen entziehen. Der Verfolgungseifer des Staates und der daraus resultierende Repressionsdruck auf das soziale und politische Umfeld erschweren eine Diskussion hierüber. Zumal eine praktische Unterstützung schnell eine eigene Kriminalisierung nach sich ziehen kann. Das schränkt auch die Handlungsmöglichkeiten der Roten Hilfe e. V. ein. Es hält uns aber ganz gewiss nicht davon ab, allen Untergetauchten Freiheit und Glück zu wünschen."

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