Donnerstag, 24. Juni 2021

Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED

 Die Vereinigung von KPD und SPD zur SED im März 1946 war eine wichtige Vorbereitungsmaßnahme der Sowjetischen Besatzungsmacht für den Einparteienstaat DDR, der 1949 im Auftrag der Besatzungsmacht gegründet wurde:

Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED (Wikipedia)

" Im Rahmen dieser Vereinigung wurden Sozialdemokraten, die sich widersetzten, in Lagern und Zuchthäusern inhaftiert oder sonstigem physischen oder psychischen Druck ausgesetzt.[...]

Die am 1. März 1946 abgehaltene Funktionärskonferenz der SPD im Berliner Admiralspalast beschloss, in der SBZ und in Berlin eine Urabstimmung über die Vereinigung mit der KPD abzuhalten.[25] Am 14. März 1946 veröffentlichte der Zentralausschuss der SPD einen Aufruf zur Vereinigung von SPD und KPD.[26] In der SBZ verweigerte der Zentralausschuss eine Urabstimmung mit der Begründung, die Mehrheit der SPD-Mitglieder sei für die sofortige Verschmelzung mit der KPD, während er in Berlin zu ihrem Boykott aufrief.

Am 31. März 1946 sollte es in Berlin zur Urabstimmung der SPD-Mitglieder kommen, jedoch räumten in Ost-Berlin Sowjetsoldaten 30 Minuten nach der Eröffnung alle Wahllokale, versiegelten die Wahlurnen und lösten die Warteschlangen auf. In den Westsektoren nahmen 71,3 Prozent der SPD-Mitglieder an der Abstimmung teil. In den zur Abstimmung gestellten zwei Fragen ging es um die Zustimmung zur „sofortigen Verschmelzung“, die von 82 Prozent abgelehnt wurde, und um ein Aktionsbündnis mit der KPD, das 62 Prozent bejahten.[27]

„Der Ausgang der Befragung in West-Berlin bedeutete indes nicht, daß sich der Zentralausschuß der deutlichen Willensbekundung beugte. Die Einheitsgegner in den Westsektoren wollten sich daher von ihm lösen und eine eigenständige Berliner SPD aufbauen.“[28]

SMAD und KPD versuchten, die Ablehnung zur sofortigen Vereinigung in den Westsektoren Berlins in einer Propagandakampagne als Niederlage darzustellen, indem sie die an der Abstimmung gehinderten SPD-Mitglieder des Ostsektors in ihre Berechnungen mit einbezogen. Statt der tatsächlichen 82 Prozent von Vereinigungsgegnern kamen sie auf nur 29,5 Prozent. Am 7. April 1946 konstituierten sich die sozialdemokratischen Vereinigungsgegner der Westsektoren in der Zehlendorfer Zinnowwaldschule auf einem SPD-Landesparteitag neu, woraufhin Karl Germer jr.Franz Neumann und Curt Swolinzky Vorsitzende wurden. Gleichfalls mit diesem Datum verband sich der Beschluss zur Vereinigung auf gemeinsamen Parteitagen der Länder und Provinzen der Sowjetischen Besatzungszone. Am 19./20. April beschlossen in Berlin der 15. KPD- sowie der 40. SPD-Parteitag die Gründung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands.

Am 21. und 22. April 1946 fand im Admiralspalast im sowjetisch besetzten Sektor von Berlin der Vereinigungskongress von SPD und KPD für die gesamte Sowjetische Besatzungszone statt. Dort wurde am 22. April sodann die Vereinigung zur SED vollzogen. Die über 1000 Delegierten wurden zu 47 Prozent von der KPD und zu 53 Prozent von der SPD benannt.[29] 230 Delegierte kamen aus den Westzonen. Allerdings hatten 103 Delegierte der SPD aus den Westzonen kein demokratisches Mandat. Die vorangegangenen Abstimmungen hatten in der SPD der Westzonen überall eine breite Ablehnung der Vereinigung ergeben.[30]

Der Parteitag beschloss einstimmig die Vereinigung. Die neue Partei wurde danach auf allen Ebenen paritätisch von zwei Repräsentanten geleitet. Ihre Vorsitzenden waren Wilhelm Pieck (KPD) und Otto Grotewohl (SPD), die Stellvertreter Walter Ulbricht und Max Fechner. Der Händedruck der beiden Vorsitzenden des Parteitags bildete in stilisierter Form das Logo der SED. In der Folgezeit des Vereinigungsparteitages konnten die einzelnen Parteimitglieder von SPD und KPD durch Unterschrift ihren Übertritt zur SED erklären."

Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik (Wikipedia)

"[...] Die Deutsche Demokratische Republik war ein bis 1989 im Sinne der Diktatur des Proletariats diktatorisch regierter, realsozialistischer Staat in Mitteleuropa. Ihre Gründung am 7. Oktober 1949 auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ), nach Auffassung der DDR einschließlich des sowjetischen Sektors von Berlin als Hauptstadt, erfolgte vier Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. [...]"

 Die Entstehung rechtsradikaler Strömungen in den neuen deutschen Bundesländern, insbesondere des Flügels in der AfD lässt sich ohne die Geschichte der der DDR nicht angemessen erklären. 

Deshalb ist es bedauerlich, dass die Geschichte der DDR, die mit 40 Jahren (mit Vor- und Nachgeschichte sogar 45 Jahren) einen weit längeren Zeitraum bestand als Weimarer Republik (1919-1933) und die Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) zusammen genommen (26 Jahre)  bei der Behandlung der deutschen Geschichte im Unterricht meist kaum eine Rolle spielt. Damit wird das kollektive Gedächtnis der Deutschen um einen wesentlichen Teil verkürzt.

Aus guten Gründen wird und muss die Zeit des Nationalsozialismus ein zentrales Thema des deutschen Geschichtsunterrichtes sein und bleiben. Deshalb versdient auch die Weimarer Republik, insofern sie zur Vorgeschichte des nationalsozialistischen Terrors und Völkermordes gehört, besonderes Interesse. Doch die Auswirkungen der Teilung Deutschlands sollten darüber nicht ganz aus dem Blick geraten.

Daher scheinen mir die Interviews die Günter Gaus 1990/93 mit wichtigen Persönlichkeiten aus Ostdeutschland geführt hat, eine wichtige Quelle, nicht zuletzt das Gespräch mit Joachim Gauck, in dem Gaus besonders energisch auf der Beantwortung einer Frage besteht, die sehr hypothetisch erscheint. (Dass dabei kurz angesprochen wird, dass Gauck sicher nicht anstrebe, Bundespräsident zu werden, erscheint nur im Nachhinein bemerkenswert.)













Steffi Spira 1991


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen