Sonntag, 21. April 2024

Analysieren statt Werten?

  "Stellen Sie sich für einen Moment einmal eine Welt vor, in der wir tatsächlich und völlig wertfrei an den Hintergründen interessiert sind. Wir könnten uns fragen, weshalb so viele Leute im Osten die AfD wählen – und ich meine tatsächlich: fragen. Ohne anzunehmen, dass wir es eigentlich schon immer wissen. 

So ist es mit vielen polarisierenden Fragen: Warum tötet und verschleppt die Hamas israelische Zivilisten? Warum bombardiert Israel palästinensische Flüchtlingslager? Warum wollten sich seinerzeit manche Mitmenschen partout nicht impfen lassen? Warum wollten andere sogar strengere Auflagen zur Bekämpfung der COVID-Pandemie? Warum wollen die Bewohner dieser oder jener Stadt auf dem Land keine Flüchtlingsunterkunft bei sich?

Merken Sie, wie Ihnen schon das Blut hoch kocht, wenn einige dieser Fragen auch nur gestellt werden? Das ist gut. Denn wo solcher Widerstand spürbar wird, da kann auch eine Entwicklung stattfinden."

Claudia Wittig, Mitarbeiterin an der Martin-Luther-Universität Halle – Wittenberg 
der Freitag 18. April 2024, S.18 in: "Hauptsache, es knallt. Debattenkultur"

Mich sprechen diese Sätze an. Freilich vor allem, weil mir das Blut dabei nicht hochkocht und ich weiß, dass die Antworten auf diese Fragen auch ohne weitere Recherche ziemlich differenziert ausfallen müssten. So differenziert, dass ich keine Lust habe, das alles auch noch einmal aufzuschreiben, nachdem ich Teile davon schon mehrmals ins Internet habe versinken lassen.

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