Mittwoch, 5. Juni 2019

Thunberg u. Ernman: Szenen aus dem Herzen. Unser Leben für das Klima

"Die Erde hat Fieber, aber das Fieber ist nur ein Symptom einer umfassenden Nachhaltigkeitskrise, bei der es in Wahrheit vor allem unser Lebensstil und unsere Werte sind, die unser künftiges Überleben bedrohen.
Im Endeffekt reduziert sich alles auf die Nachhaltigkeitskrise. Sie manifestiert sich sowohl in der Luftverschmutzung und der Biosphäre als auch in ökonomischen und politischen Systemen, und sie führt uns zum Kern des Gesundheitszustands der Menschheit.
 " (S. 50)

 "Das Problem besteht allerdings darin, dass von dem Moment an, in dem man sich die Existenz der Krise eingesteht, bis zu dem Punkt, an dem man begreift, was sie bedeutet, es ein weiter Weg ist. Ein unfassbar weiter. (S.98) 


Medienberichterstattung:
"Als eine der größten Zeitungen Schwedens sich zum Ziel setzte, das Klima ins Zentrum ihrer Berichterstattung zu stellen, so dass es die gesamte Redaktion durchdrang, wie es hieß, verfolgte Greta ihrer Berichterstattung fünf Wochen am Stück. Das Ergebnis war nicht besonders beeindruckend. 
Shopping 22 %, Autos 7 %, Flugreisen 11 %. Und die Klimafrage 0,7 %.
Jedes Mal, wenn sie es nach prüfte, waren die Ergebnisse weitgehend identisch, egal um welche Zeitung es sich handelte. [...] 
"Wenn das Thema Klima zusammengerechnet die größte Nachricht ist, werde ich das rot im Kalender anstreichen", sagt sie.
Doch dazu ist es bis heute nicht gekommen.
Und wir prüfen Es jetzt seit zwei Jahren nach." (S.126 )

Greta spricht: "Alle sind so daran gewöhnt, dass sich alles ihren eigenen Bedürfnissen anpasst. Die Menschen sind wie kleine, verwöhnte Kinder. Und mit uns Kindern wird gemeckert, weil wir angeblich faul und verwöhnt sind. Ich weiß, dass wir, die wir Asperger haben, nicht fähig sind, Ironie zu verstehen, weil es so in allen Beschreibungen steht, die irgendwelche alten Leute über Menschen wie mich verfasst haben. Und trotzdem glaube ich, dass man Ironie nicht viel besser beschreiben kann als damit." (S.136)

"Ungefähr drei Prozent der Weltbevölkerung gönnen sich den Luxus, mindestens einmal im Jahr an Bord eines Flugzeug zu steigen. Obwohl Fliegen mit Abstand das Schlimmste ist, was man als Individuum dem Klima antun kann. [...] Das Ganze ist ein Kuchen [...] Um die globale Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, haben wir einen begrenzten Kohlendioxidkuchen, der all das Kohlendioxid enthält, dass wir jemals ausstoßen können. Wenn wir den ganzen Kuchen verbraucht haben, ist kein Kuchen mehr übrig. Das letzte Stück Kuchen, das wir jetzt noch übrig haben, muss also gerecht unter allen Ländern der Welt aufgeteilt werden.
Die Vorstellung eines gemeinsamen Kuchens ist eben so kindlich einfach wie revolutionär. Ein Budget beinhaltet schließlich früher oder später irgendeine Form von Rationierung.
Und schon da treffen wir – zunächst einmal – auf den Anfang vom Ende der neoliberalen Weltordnung die Margaret Thatcher und Ronald Reagan vor bald 40 Jahren begründet haben. Das ist nicht einmal eine Theorie, sondern reinste Vorschulmathematik.
Das große Dilemma ist jedoch, dass sich in diesem gemeinsamen Kuchen unsere SUVs, Urlaubsreisen und unser Fleischkonsum ebenso befinden wie der Ausbau von Straßen, Krankenhäusern und die Infrastruktur für Milliarden Menschen, die bislang kein bisschen zur Entstehung der Probleme beigetragen haben, vor denen wir heute stehen. [...] Der verheerende Lebensstil der modernen Gesellschaft für so viele verschiedene Komplikationen für den Planeten, auf dem wir wohnen mit psychisch – Probleme, von denen jedes einzelne uns schon vor große Herausforderungen stellen würde. Das Hauptproblem ist jedoch, dass wir alle stets alles auf einmal tun, und zwar in der denkbar höchsten Geschwindigkeit. Der Mensch, sagt Kevin Anderson, ist wie ein Meteorit mit Bewusstsein." (
S.137-139)

"[...] "Wenn es darum geht, in welchem Umfang Länder wie Schweden die CO2-Emissionen verringern müssen, stößt man auf ziemlich unterschiedliche Zahlen [...] Du und andere Wissenschaftler sprechen von 10-15 % pro Jahr, Politiker und die staatliche Behörde für Natur und Umweltschutz von 5-8 %. Woher kommt der Unterschied?"
"Das hat verschiedene Gründe. In den 5-8 % sind beispielsweise Luftverkehr, Seefahrt und Auslandsproduktion noch nicht berücksichtigt", erklärt Kevin. [...] "Außerdem ist in den Berechnungen von Industrieländern wie Schweden nie das Mindestmaß an Unterstützung mit einkalkuliert, die wir anderen Ländern zugesichert haben. Das steht ausdrücklich im Pariser Klimaabkommen, im Kyoto-Protokoll und so weiter. Wir haben uns dazu verpflichtet, den CO2 Ausstoß zu reduzieren, ignorieren aber den Rahmen, den wir uns selbst gesteckt haben.
Und das Wichtigste: Unsere Strategien zur Ausstoßminderung basieren auf negativen Emissionstechnologien. Aber die sind noch gar nicht erfunden, und es ist äußerst fraglich, ob die Ergebnisse dann auch nur ansatzweise den Berechnungen entsprechen können, die wir für gegenwärtige Klimamodelle heranziehen. Es klingt absurd, aber bis vor zwei Jahren wussten viele Klimaforscher überhaupt nichts davon. Etliche meiner Kollegen waren regelrecht schockiert, als sie erfuhren, dass sich nicht nur ein paar wenige Zukunftsberechnungen auf Technologien stützen, die noch gar nicht erfunden worden sind, sondern alle." [...]" (
S.222/223)


"Klimakompensation ist, wie arme Menschen dafür zu bezahlen, dass sie für uns hungern." (S.228)

Seitenzahlen aus Szenen aus dem Herzen. Unser Leben für das Klima,

Greta Thunbergs Schulzeugnis SPON 17.6.19

Peter Kümmel über Aktivistinnen, ZEIT 10.7.19

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen