Donnerstag, 18. April 2013

Bernhard Schlink

Ein Interview mit Bernhard Schlink in der FR:
Ich habe Amerika als große persönliche Befreiung erlebt. Etwas davon ist geblieben.
Haben Sie jemals daran gedacht …
... auszuwandern? Nie.
Warum nicht?
In Amerika singt keine Amsel, läuten keine Kirchenglocken. Und die Natur gehört einem nicht. Es ist alles Privateigentum. Wenn man wandern will, muss man einen Staats- oder Nationalpark finden. [...] 
Die drei untergetauchten NSU-Täter, die aus dem Untergrund mordeten, offenbar indirekt unterstützt von einem Netz aus Sympathisanten – das ist für Sie nicht vergleichbar mit den RAF-Terroristen?
Ich weiß es nicht. Die RAF-Terroristen haben eine reiche Selbstwahrnehmungs- und Selbstdarstellungsliteratur aus dem Gefängnis und der Zeit danach hinterlassen. Daraus kann man ablesen, wie das Untertauchen, das Leben auf der Flucht und im Verborgenen, ohne Kontakt mit der Gesellschaft, in Verbindung lediglich mit Sympathisanten – wie all das die Terroristen in eine immer engere, falschere Wahrnehmung der Wirklichkeit trieb. Man kann sich bei den rechten Terroristen Ähnliches vorstellen. Aber wir haben keine Zeugnisse, und ich bezweifele, dass wir eine ähnlich reiche Selbstdarstellungsliteratur bekommen werden.
B. Schlink

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen