Samstag, 3. Februar 2024

Über die Studie zu sexuellem Missbrauch in der evangelischen Kirche

 Ein Interview mit dem Leiter der Studie Martin Wazlawik

von Christ & Welt 1.2.2024 (https://www.zeit.de/2024/06/martin-wazlawik-forum-studie-missbrauch-evangelische-kirche-wissenschaft/komplettansicht)

sieh auch:

Glaube, Macht, Gewalt; Publik Forum 8.2.24

(Posts auf diesem Blog seit 2013 und systematischer in der Wikipedia in einem Artikel, der 2003 begonnen wurde.)

Daraus möchte ich hier besonders auf den Artikel aus chrismon von 2017 hinweisen, in dem es einerseits heißt:
"Man weiß, dass in jedem Zeitalter seit der Antike Erwachsene Kinder sexuell missbraucht haben. Man weiß auch, dass der Großteil der Täter im familiären Umfeld lebt: Väter, Mütter, Großeltern, Onkel, Nachbarn... Aber man weiß nicht, wie groß das Ausmaß ist. Man kennt das "Hellfeld", also die Zahl der angezeigten Taten in Deutschland: jährlich etwa 12 000. Das "Dunkelfeld" kann man nur zu erhellen versuchen: indem man Tausende von Menschen fragt, ob sie in der Kindheit Missbrauch erlebt haben. Genau solch eine Befragung hat jetzt in Baden-Würt­temberg das Kompetenzzentrum Kinderschutz in der Medizin an der Uniklinik Ulm gemacht. Ergebnis: In jeder 20-köpfigen Schulklasse könnten ein bis zwei Kinder sitzen, die sexuelle Gewalt erfahren haben."

und andererseits ein Einzelschicksal geschildert wird, aus dem unabweislich klar wird: Es muss mehr unternommen werden, damit solchen Fällen vorgebeugt werden kann und dass sie früh genug aufgedeckt werden. 
Dafür sprechen auch die dort angeführten Kommentare.
Hier noch ein Hinweis darauf, wie solche Erfahrungen über Generationen hinweg traumatisierend wirken können. Marion König

So notwendig es ist, dass mehr unternommen wird. Ich denke, wenn einzelne Institutionen vorgeführt werden, ist das problematisch, weil es hier um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe geht, die nicht allein auf einzelne Institutionen projiziert werden sollte.

Eine persönliche Erfahrung: Ein von mit mir hochgeschätzte Richter eines Landesgerichtshofs, dem ich viel verdanke, fragte mich als Lehrer, weshalb ich eine Schülerin nicht bei einem Konflikt mit ihren Eltern unterstützt hätte. Dieser Richter war befreundet mit diesen Eltern und wusste um diese Konflikte, die mir von der Schülerin nicht offenbart worden waren. Die Eltern der Schülerin hatte ich sicher schon einmal gesehen, sie waren mir aber nicht persönlich bekannt. (Übrigens, es ging nicht um sexuellen Missbrauch, sondern um einen Autoritätskonflikt.)

Es ist fragwürdig, einer Institution Versagen vorzuwerfen, wenn hundertfach oder zehntausendfach ihre Vertreter sich überfordert sahen, denkbare Missstände aufzudecken und sie zu beseitigen. Auch inklusive Pädagogik  ist nach meiner festen Überzeugung an deutschen Schulen nicht zureichend gelungen. Ebenso bin ich davon überzeugt, dass bisher weder die einzelnen Lehrkräfte noch die gegenwärtigen Institutionen die zureichenden Kompetenzen hatten, sie zum Erfolg zu führen. 

Wer will, kann daraus einen Vorwurf an die aktuellen Kultusminister, an die Bundesregierungen der letzten Legislaturperioden oder an die "Altparteien" ableiten. 

Ich halte das für unrealistisch. Das heißt aber nicht, dass man nicht weiterhin an dem angestrebten Ziel arbeiten sollte und sei es mit anderen Methoden als den bisher angewandten. 

Dasselbe gilt m.E. auch für den Umgang mit sexuellem Missbrauch und nicht zuletzt für den in den evangelischen Landeskirchen.


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