Samstag, 14. Februar 2015

Sinnvolles Wachstum?

Alle wissen es: Wenn die Wirtschaft weiter wächst, dann heizen wir das Klima auf und pflügen jeden Quadratmeter Natur auf der Erde um, um Rohstoffe zu fördern. Und für mehr soziale Gerechtigkeit sorgt das Wachstum schon seit 25 Jahren nicht mehr. (Wolfgang Kessler, Chefredakteur von Publik Forum in der FR vom 14.2.15, S.17)
Alle könnten es wissen. Aber die meisten verstehen sich darauf, sich um diese Wahrheiten herumzumogeln. Wenn das Benzin so viel billiger wird, wenn Putin auf seinem Öl sitzen bleibt, dann muss doch die Ölmenge zugenommen haben. (Dass Fracking die Verschleuderung eines menschheitswichtigen Rohstoffs für kurzfristige Markt- und Machtinteressen bedeutet, baucht man nicht zu glauben.) Selbst Manager, die es besser wissen müssten - schließlich haben sie ständig mit den Fährnissen exponentiellen Wachtums zu tun - verfallen gern der Propaganda, die sie selbst in Auftrag gegeben haben.
Wir entdecken ja ständig Ersatzstoffe. Es gibt ja das schöne Steuerungselement der Emissionszertifikate. Steinkohle wird immer weniger verbraucht (dafür umso mehr die weit umweltschädlichere Braunkohle).

Und es ist zwar richtig, dass 80 Menschen auf dieser Welt schon so viel besitzen wie die ärmere Hälfte der Menschheit zusammen. Aber um so viel Vermögen zusammen zu bekommen, wie es der Rest der Menschheit besitzt, muss man immerhin 1 Prozent der Weltbevölkerung dagegen halten.
So schlecht kann es den 99% also gar nicht gehen.
So rechnet die ZEIT denn auch in einer ihrer letzten Nummern vor, wie privilegiert der deutsche Mittelstand gegenüber den ärmeren Schichten der Bevölkerung ist und dass er deshalb zu Unrecht über das ungebremste Anwachsen des Vermögensanteils des reichsten Promilles der Welt klage.

Wer über Ungerechtigkeiten auf der Welt klagt, fühlt nur Sozialneid, und den Klimawandel werden wir genauso souverän meistern wie die Eurokrise.

Wie viel angenehmer ist Selbstbetrug, als sich klar zu machen, dass man umsteuern muss auch dann, wenn die überwältigende Mehrheit nicht daran denkt, es zu tun.

Wir alle könnten es wissen.

Wolfgang Kessler schließt seinen Text (in der FR s.o.):
Wenn die Wirtschaft läuft, fällt das Umsteuern auf neue Ziele leichter als in der Krise. Also: Wenn nicht jetzt, wann dann?

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