Montag, 14. April 2025

Muss Beton ein Klimakiller sein?

"[...] Der Druck auf die Zement- und Betonindustrie ist groß, ihr Produkt klimafreundlicher zu machen. Schließlich gilt auch für sie die Ansage, dass bis Mitte des Jahrhunderts die „Netto-Null“ bei den Treibhausgasen erreicht werden muss, um das 1,5- bis Zwei-Grad-Limit der Erderwärmung noch einhalten zu können. Dazu gibt es verschiedene Ansätze. Etwa das Konzept, das entstehende CO₂ abzuscheiden und unterirdisch endzulagern, CCS genannt. Bei dem neuen Produkt allerdings, das jetzt erstmals in einem Baugebiet in Hessen, in Fronhausen bei Marburg, eingesetzt wurde, rührt die CO₂-Einsparung „von bis zu 70 Prozent“ (Hersteller) von einer Umstellung in der Zusammensetzung des Produkts her. Der Zement bei next.beton wird durch ein anderes mineralisches Bindemittel ersetzt, das nicht mehr gebrannt werden muss. Entwickelt wurde das Verfahren von dem australischen Baustoff-Konzern Wagners, der es als „Earth Friendly Concrete“ (concrete = Beton) vermarktet.

Für den zementfreien Beton, Geopolymerbeton genannt, nutzen die Hersteller – drei mittelständische Unternehmen aus der Kanalbau-Branche hierzulande – gemäß der Wagners-Rezeptur industrielle Nebenprodukte wie Hochofen-Schlacke und Flugasche, die in Kohlekraftwerken anfällt. Vorteil: „Bei diesem Prozess wird deutlich weniger Energie als bei zementgebundenem Beton benötigt, da die Hitzebehandlung bereits im Hochofen stattgefunden hat.“ So erläutert das Hersteller-Trio, das deutschlandweit rund drei Dutzend Produktionsstätten betreibt. Energie werde in dem Prozess nur eingesetzt, um die recycelten Rohstoffe aufzubereiten.

Druckstabiler als das Original

Risiken gibt es, so die Produzenten, keine. Bei den neuartigen Kanalrohren seien keinerlei technische oder qualitative Einbußen gegenüber der Standardware festzustellen, zudem seien sie nach der Nutzungsdauer zu 100 Prozent recyclingfähig. Auch das Handling sei identisch. „Tatsächlich sind die Rohre sogar haltbarer“, sagte Mario Bodenbender von der Geschäftsleitung der hessischen Unternehmensgruppe Finger Beton, im Gespräch mit der FR. Die Gründe: Sie sind druckstabiler und werden, da sie weniger Kalkverbindungen enthalten, von Säuren und anderen aggressiven Substanzen im Abwasser praktisch nicht angegriffen. „Das ist ein großer Vorteil“, sagte Bodenbender, dessen Firma die jetzt in einem Neubaugebiet verlegten Abwasserrohre produziert hat. Die Nutzungsdauer der Rohre, die in Durchmesser von 30 bis 240 Zentimetern gefertigt werden können, gibt er mit „über 100 Jahre“ an. „Wir selbst werden sie nicht mehr aus der Erde herausholen müssen“, sagt er schmunzelnd." ( https://www.fr.de/wirtschaft/beton-mal-anders-baustoff-ganz-ohne-den-klimakiller-zement-93672309.html FR 8.4.25)

Donnerstag, 10. April 2025

NSDAP-Parteimitgliedschaft

 Wie wichtig ist es, ob jemand, der in der Geschichte der Bundesrepublik eine wichtige Rolle für die Ausgestaltung der demokratischen Gesellschaft gespielt hat, in der Zeit, als er noch nicht mündig war, Mitglied der NSDAP war?

Muss seine "Biografie an einem zentralen Punkt neu geschrieben" werden?

Wie wichtig ist es in dem Kontext, ob er irgendwann öffentlich drauf hingewiesen hat, dass er Mitglied der NSDAP war?

Mitglied 9194036 von Thomas Gruber 

Meine Frage: Gab es den Moment in der Geschichte der Bundesrepublik, wo für eine Person, zu derem Ansehen wesentlich beitrug, dass sie überzeugende Vertreterin der deutschen Demokratischen Gesellschaft war,  ein Comingout in dieser Frage keine Gefährdung ihrer gesellschaftlichen Rolle gewesen wäre?

Ich glaube: Nein. Dagegen spricht meiner Meinung nach nicht, dass Erhard Eppler diese Parteimitgliedschaft anstandslos zugegeben hat. Eppler wurde so sehr mit seinem entwicklungspolitischen Engagement, seiner Rolle in der Friedensbewegung und als  Kirchentagspräsident identifiziert, dass ihm das nicht geschadet hat. In seinem Wikipediaartikel beziehen sich nur 55 Wörter darauf. Aber war es ein Durchbruch?

Dass Günter Grass, der Nobelpreisträger von 1999,  2006 öffentlich bekanntmachte, er sei Mitglied der Waffen-SS gewesen, führte zu einem  641 Wörter umfassenden Abschnitt in seiner Wikipedia-Biographie. 

Ich lade dazu ein, sich über den Fall Mitglied 9194036 anhand des vorliegenden Artikels eine Gedanken zu machen. 


Dienstag, 8. April 2025

Trumps Nebenerwerbsgeschäfte

 Millionen aus einem saudischen Staatsfonds für ein Golfturnier (Besitzer des Golfplatzes und zufällig auch noch Gewinner des Turniers: Donald Trump). Millionen von willigen Spendern für ein gemeinsames Abendessen mit Trump. Dazu nicht nur eine, sondern zwei Kryptowährungen, über die Trump diskret Beträge in beliebiger Höhe zugesteckt werden können... (Spiegel 8.4.25)

Spaziergänger und Flaneur

 "Von einem Spaziergänger lässt sich nicht behaupten, er mache Umwege." (Schopenhauer) 

Schopenhauer mit seinem Pudel war seiner Zeit voraus, Theodor Fontane war trotz seiner "Wanderungen" in Brandenburg eher mit Eisenbahn und Kutsche unterwegs, in Berlin aber ein eifriger "Spatziergänger".

Walter Benjamin führte den Flaneur in die deutsche Begriffswelt ein, während Marcel Proust und Virginia Woolf das weibliche Flanieren in einem Emanzipationsakt vom Odium der Prostitution befreiten.