Sonntag, 23. November 2025

Mali

  https://www.zeit.de/2025/49/mali-westafrika-jnim-islamischer-staat-dschihadisten ZEIT 19.11.25

"[...]Seit Ende des vergangenen Jahrzehnts ist die Sahelzone der neue Hotspot des islamistischen Terrors. Laut dem Global Terrorism Index wurden 2024 mehr als die Hälfte aller Todesopfer von Terrorismus in der Sahelzone verzeichnet, 3.885 von 7.555. Mittlerweile greifen Dschihadisten aus dem Sahel auch die Küstenstaaten am Golf von Guinea an. Ende Oktober verübte JNIM erstmals einen tödlichen Anschlag auf eine Patrouille in Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Staat Afrikas. Da die betroffenen Länder so abgeschottet sind, ist es schwierig, zu sagen, wie sich die Lage entwickeln wird. Drei Szenarien sind denkbar. Der worst case wird im Fall Mali offenbar sowohl in Washington als auch in Berlin durchgespielt.

"Islamistische Extremisten haben dieses Land an den Rand des Abgrunds gebracht", schrieb die Washington Post Mitte Oktober über Mali. Wenig später forderte die US-Regierung ihre Landsleute zur sofortigen Ausreise auf. Auch die Bundesregierung empfiehlt Deutschen seither, das Land zu verlassen. In Berlin macht man sich zumindest Gedanken über das "Kabul-Szenario": den Fall Bamakos in die Hände von JNIM.

Wahrscheinlich ist das nicht. Mouhamadou Ibrahim macht ein anderes Szenario auf: Er glaubt, die Dschihadisten wollen die Regierung zu Zugeständnissen zwingen. Ibrahim kämpfte einst selbst gegen die Regierung, er war beim Tuareg-Aufstand in Mali dabei und wurde dann im Niger führendes Mitglied einer der Terrorgruppen. Mittlerweile hat er die Gewalt hinter sich gelassen. Er glaubt nicht, dass JNIM stark genug ist, um sich mit Terror durchzusetzen. Schätzungen zufolge hat die Gruppe nur 6.000 Kämpfer. Sie sei nicht stark genug, um eine Hauptstadt einzunehmen, sagt Ibrahim in einer Sprachnachricht.

Womöglich setzen die Terroristen auf einen Gegenputsch

Mit seiner "Bewegung Nigers für Aussöhnung und Frieden" setzt er darauf, dass man einige Terroristen überzeugen kann, die Waffen niederzulegen, wenn man ihnen etwas anbietet. Für die Gruppe JNIM insgesamt gelte aber, dass ohne die Einführung der Scharia kaum Kompromisse möglich seien. "Sie wollen die Regierung zwingen, dem westlichen Lebensentwurf abzuschwören", sagt er. Das hätte schwere Folgen für große Teile der Bevölkerung, vor allem für Frauen und Mädchen. Es wäre ein Bruch mit den eher liberalen Interpretationen des Islams, die im Sahel Tradition haben.[...]"

Junta Assimi Goïta

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